Marius und Jeannette

Fr 1996 (Marius et Jeannette) Regie Robert Guédiguian, 102Min.

Die in ihrer stillen, einfachen Art sensationelleArbeiterkomödie "Marius et Jeannette" ist eine Liebesgeschichteaus einem Vorort Marseilles. Das Klischee "arm aber glücklich"funktioniert bestens in dem sonnigen Hinterhof mit vier anliegendenWohnungen und deren voll im einfachen Leben stehenden Bewohnern. Diewegen ihres sehr frechen, nie stillstehenden Mundwerks arbeitsloseJeannette hat zwei Kinder von zwei verschiedenen Männern. Beieinem kleinen Raubzug auf dem Gelände einer stillgelegtenZementfabrik stellt sie der humpelnde Wachmann. Und etwas spätererwischt die Liebe alle beide. Wenn beide die erste Nacht miteinanderverbringen, ist das nicht wie im Film - vielleicht ein wenig wie imLeben. Daß Marius Probleme mit dem Alkohol hat, wird sehrschnell angedeutet. Wie allerdings eine rauh-fröhlicheMännerpartie die erste Krise der frischen Liebe zweierMittelalter löst, ist einmalig. Ebenso die Tatsache, daßMarius nur humpelt, um seinen Job zu behalten.

Hier vereinigen sich realistische Darstellung, politisches Denkenund die Romantik des Alltags mit Leichtigkeit zu einem Meisterwerk.Ganz unspektakulär aber wunderschön anrührend. Erstspäter wird klar, daß im Personal ein weiterer Reiz dersympathischen Komödie liegt. Es sind alles einfache Leute "ausdem Volk" und aus dem Leben. In diesem Sinne will Jeannettes TochterJournalistik studieren, um einst über "Tausende unbekannteArbeiter" zu berichten, die auch dieser sehr leichte und sehrhumorvolle Film von Robert Guédiguian ehrt.

PS: Mittlerweile wurde auch der Vorgänger von "Marius undJeannette" herausgekramt. "A la vie, à la mort!" aus dem Jahr1995 spielt mit den gleichen Darstellern im selben Viertel - dasklingt vielversprechend.


Eine Kritik von Günter H.Jekubzik

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