Malice - Eine Intrige
USA 1993, Regie: Harold Becker, 106 Min.
Zwei Handlungsschienen laufen durch "Malice" als ob es zwei verschiedene Filme wären. Da gibt es auf dem Campus die Taten eines Vergewaltigers, der nur wie ein grober Klotz kurz ins Bild tritt. In der anderen Schiene trifft der Lehrer Andy Safian (Bill Pullman) auf den neu eingestellten Chirurgen Dr. Jed Hill (Alec Baldwin). Jed zieht zu Andy und dessen Frau Tracy (Nicole Kidman), wobei die erwarteten Verwicklungen ganz anders als erwartet kommen.
Positiv fällt auf, daß sich "Malice" von den Genre-Schemata fernhält. Der neue Kollege taucht nicht als bald bedrohlicher Bösewicht auf. Das macht eine Zeitlang das Verständnis schwerer. Die vielen Wendungen können einerseits als geschickte Täuschungen des Publikums, andererseits auch als unmotiviertes Hakenschlagen der Autoren gesehen werden. So oft sich die Geschichte wendet, so oft wechselten sich nämlich auch die Drehbuchautoren am Stoff ab - man merkt es! Die Spannung bleibt jedoch mit der Frage, welche Perspektive wir eigentlich die ganze Zeit sehen, wer die Wahrheit auf seiner Seite hat und wer uns etwas vormacht? Die zurückhaltenden Gesichter bieten da wenig Aufschluß und kaum Identifikationshilfen in einem raffinierten Konstrukt, das erst spät ein Mitfiebern erlaubt.
Den Regisseur Harold Becker hat man nach "Sea of Love" ganz schnell wieder vergessen. Wie wenig sich die Filmemacher auf den Hintergrund der Handlung konzentrierten, fällt ganz heftig bei den Bildern von Tracys Versteck ins Auge: Da ist plötzlich eine Einstellung, in der nicht nur die Figuren etwas sagen, hier drücken auch Landschaft, Licht und Wetter einiges aus. Natürlich ist diese Szene viel zu dick im Vergleich zum Rest des Films.Anne Bancroft und George C. Scott haben einige der sehr guten Senior-Star-Auftritte. Alec Baldwin hat einen grandiosen Auftritt wenn er die Überheblichkeit seiner Figur dosiert steigert bis zum "Ich bin Gott."
PS: Vielleicht drückt "Malice" neben der religiösen Ebene (Gott, Hiob, ...) einfach die Rachegefühle von einigen Männern aus, die von einer Frau gewaltig getäuscht wurden.
Wie kann jemand nur Dr. Jed Hill (Hallo Dr. Jekyll, Guten Abend Mr. Hyde) heißen und so freundlich sein?
Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik
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