Madame Bovary

Fr 1991, R+B: Claude Chabrol, 140 Min.

Claude Chabrol, der berühmte Regisseur mit den sehr wechselhaften Leistungen, enttarnte schon immer gerne die Masken des französischen Bürgertums. In Gustave Flauberts 'Sittenbild aus der Provinz', wie 'Madame Bovary' im Untertitel heißt, fand Chabrol einen idealen Stoff, den unter anderem schon Jean Renoir (1934) und Vincente Minelli (1949) umsetzten. In dieser 'neueren' Verfilmung (die erst nach zwei Jahren recht heruntergespielt nach Aachen kommt) treffen sich ein Regisseur, dessen nüchtern kühle Beobachtungen zum Namen 'Insektenforscher' führten und ein Autor, der wegen seines distanzierten Stils als 'der Anatom' bezeichnet wurde. Dazwischen spielt Isabelle Huppert, ein maskenhaft erstarrtes Gesicht mit ängstlich sehnsuchtsvollen Augen. Manchmal bricht es in Leidenschaft auf, aber nur um endlich in Verzweiflung zu zerbrechen. Huppert als Bovary und die anderen guten Darsteller sorgen für das Mitfühlen und -leiden, verhindern eine kühle Betrachtung der Geschichte eines unentrinnbar öden Lebens an der Seite eines Mannes, dessen sämtliche Äußerungen als "platt wie ein Straßentrottoir" beschrieben werden. Mit einigen kurz angerissenen Szenen, einem zusammenraffenden Erzähler und einer trotz vorherrschender Enge abwechslungsreichen Kameraführung machte Chabrol seine zweistündige Bovary zu einem geschlossenen, eigenständigen Werk.


Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik

realisiert durch

Ein Service von

arena internet service

FILMtabs-Logo