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Les Miserables

GB 1998 (Victor Hugos Les Miserables) Regie Bille August, 133 Min.

Nein, das ist nicht das Musical ... Genausowenig sind Victor Hugo die Steinfiguren aus Disneys "Glöckner von Notre Dame". Vor dem Musical gab es Victor Hugos Roman "Les Miserables" (Die Elenden) und dessen Stoffe waren kräftig genug, um über 100 Jahre nach dem Tod des Dichters einen packenden Kostümschinken abzuliefern.

Der wegen Mundraub zu fast 20 Jahren schwerer Zwangsarbeit verurteilte Jean Valjean (Liam Neeson) kehrt 1812 nach Beendigung seiner Strafe hoffnungslos ins Leben zurück. Doch das gütige Handeln eines Bischofs macht einen anderen Menschen aus Valjean. Unter anderem Name wird er Bürgermeister und Wohltäter einer kleinen Stadt. Doch sein langjähriger Peiniger Javert (Geoffrey Rush) entdeckt ihn auch hier und versucht in politisch unruhigen Zeiten, Valjean wieder vor's Gericht zu bringen.

Um diese Kerngeschichte breitet sich in Cinemascope der Leidensweg einer jungen Prostituierten und Mutter (Uma Thurman), sowie die Fürsorge Valjeans um seine Ziehtochter Cosette (Claire Danes) aus. "Les Miserables" bietet dabei, wie zu erwarten war, viel Kostüm und Kulisse, dazu einige sehr schwülstig anrührende Momente. Das mit viel Geld inszenierte Elend der Filmstudios ist immer verlogen. Aber die grundsätzlichen Ideen des Hugo-Romans konnte man doch nicht zukleistern. Die damaligen modernen Zeiten mit ihren kriminalistischen Methoden und einem Rechtsstaat mit grundlegender Unschuldsvermutung sind noch lange nicht von gestern. Formen die sozialen Umstände den Menschen oder gibt es die geborenen Kriminellen, die "Natural Born Killer", rätselte man damals. Die Frage, ob sich ein Mensch ändern kann, wurde zuletzt bei dem Rassenforscher/Germanist Schneider/Schwerte nicht gestellt. Etwas von der reizvollen Somersby-Thematik schwingt mit, da sich selbst Valjean nicht mehr sicher ist, wer er ist: Der Sträfling oder der neue Mensch. Und die Prinzipien des gnadenreichen Jean Valjean sowie des gnadenlosen Javert verkörpern Liam Neeson und Geoffrey Rush auf eindrucksvolle Weise. Daß der Film auch noch ordentlich gemacht ist, darf man dem routinierten Regisseur zuschreiben. Der Däne Bille August machte früher richtig gute Filme ("Pelle, der Eroberer", "Die besten Absichten"), heutzutage macht er große Filme wie "Das Geisterhaus", "Fräulein Smillas Gespür für Schnee" oder eben "Les Miserables".

 

 

 


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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