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La mirada del otro

Spanien 1997 (La mira del otro) Regie Vicente Aranda, 105 Min.

"Ich wäre liebe Kuh als Frau" - ja dann wäre dieses moralische Machwerk, daß sich freizügig geben will auch nicht so verdammt ärgerlich gewesen. Begoña (Laura Morante) lebt ihre Sexualität voll aus, betont ihre Verdorbenheit und bevorzugt ältere Männer. Das schwarze Schaf ihrer Familie hat eine scharfe Zunge, die schnell jedes Potenzproblem beseitigt. Knallhart behandelt Begoña ihre Liebhaber und Verehrer. Rammelspielchen auf einer Drehscheibe im Hinterzimmer machen schnell klar weswegen Sat 1 die Berlinale sponsort - endlich Nachschub für das Nachtprogramm! Doch während die entsprechenden Filmchen nach spätestens 90 dünnen Minuten abspritzen, ist "La mirada del otro" überlang und will noch eine Moral vermitteln. Der sauteure CD-Wechsler von Bang & Olofsen wird zum Gang Bang, zur Gruppenvergewaltigung. So deutet die gelackte Ausstattung des Films den weiteren Verlauf an: Nach dem Motto "Das kommt davon" folgt die Bestrafung der sexuell unabhängigen, freizügigen Frau. Den "La mirada del otro" kommt aus dem katholischen Spanien. Der folgende Versuch einer braven Familie mit einem harmlosen Jüngelchen wird bald langweilig, doch als Begoña wieder loslegt, bleibt ihr kein Mann mehr.

Das ganze Tagebuch einer Verdorbenen wurde mit etwas Science Fiction und digitaler Kamera auf modern gemacht - so etwas hatte die Muntzinger damals nicht! Doch so was machte Frank Wedekind schon vor Jahrzehnten besser und vielschichtiger. Bevor er seine Lulu ans Mackie Messer lieferte, durfte sie viel mehr er- und durchleben. Dafür hat der über siebzigjährige (!) Regisseur Vicente Aranda jetzt ein noch grausameres Ende parat: Als ihm/ihr nichts mehr einfällt, der letzte Mann aus dem Haus ist, wird zur Mutterschaft gegriffen. (Ganz ähnlich übrigens wie im einen anderen Film aus erzkatholischen Kreisen, wie in "Polish Wedding".) Tolle Idee, wenn das jetzt alle machen sobald sie am Ende sind, wird die Geburtenrate wieder mit der Arbeitslosensteigerung mithalten.


Eine Kritik von Günter H.Jekubzik

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