La maladie de Sachs

Fr 1999 (La maladie de Sachs) Regie Michel Deville, 107 Min.

Ansichten eines Arztes: Bruno Sachs (Albert Dupontel) sitzt seinen Patienten gegenüber, macht sich Notizen und wir hören, was die Patienten von ihm halten. Ein außergewöhnlicher Arzt - ein ungewöhnlicher Film. Diese ersten Sequenzen verbinden beides auf unauffällige und faszinierende Weise. Sachs ist 36 Jahre alt, hat eine kleine Praxis auf dem Land und praktiziert ein mal pro Woche in einer Frauenklinik. Sachs hört zu, auch wenn die Patientin ihm von ihrer Einsamkeit erzählt: "Aber ich bin doch gar nicht krank?" "Aber sie leiden ..."

Es für Sachs Menschen mit ihren kleinen und großen Leiden. Es gibt in diesen Episoden "nur" Menschen mit ihren kleinen und großen Leiden. Der Angler, der seinen eigenen Finger am Haken hat, und der alte Mann, der seine krebskranke Frau bis zum Tod begleitet. Wenn dieser erzählt, die Tage der Hoffnung, die ihnen Sachs geschenkt hat, seien die glücklichsten in seinem Leben gewesen, glorifiziert das nicht den Arzt mit dem weichen Gesicht. Es sagt wie so vieles anderes etwas über das Tun von Ärzten aus. "La maladie de Sachs" ist die Adaption eines Romans von Martin Winkler. Und die Geschichte seiner eigenen Entstehung, denn am Ende des Films ist das Buch fertig ...

Dass der einsame Sachs trotz eines Versuch, das Schicksal herauszufordern, irgendwann zu Pauline (Valérie Dréville) findet, die liebevoll seine Aufzeichnungen aufsaugt und korrigiert, stellt das einzig übliche Moment von Entwicklung und Handlungsfluss in diesem stillen Kunstwerk dar. Sanft wie seinen Held selbst und mit einer wesensverwandten Leichtigkeit erzählt Michel Deville mit witzigen Schnitten und sinnigen Montagesequenzen. Immer fügen sich die Gedanken und Aufzeichnungen von Sachs zwischen die Begegnungen mit Patienten. Irgendwann erzählt er Pauline, dass besonders viele Ärzte saufen, ihre Frauen schlagen oder sich umbringen. Er ist anders, vielleicht wegen seiner Notizen: "Schreiben - ist es eine Krankheit oder ein Heilmittel?" fragt er sich. So ein Arzt ist jedenfalls das Gegengift zu Nanni Morettis Ärzte-Episode in "Liebes Tagebuch". Und mit seinen Aufzeichnung beschreibt Sachs letztendlich die Krankheiten unserer Gesellschaft.

Michel Deville schrieb "La maladie de Sachs" zusammen mit Rosalinde Deville. Hoffentlich kommt nach "Gefahr im Verzug" (1984), "Die Vorleserin" (1988), "Eine Sommernacht in der Stadt" (1990) und "Sweatheart" (Toutes Peines Confondues, 1992) endlich mal wieder ein Film dieses genialen Altmeisters in die deutschen Kinos.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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