Der Mann in der eisernen Maske

USA 1997 (The man in the iron mask) Regie Randall Wallace, 131Min.

Der doppelte DiCaprio

Als die revolutinären Bürger von Paris die Bastillestürmten, fanden sie den Aktenvermerk über einen"Gefangenen mit der eisernen Maske" - so heißt es. Und sogefällt es vielen Geschichten als geheimnisvolle Vorlage. Wermag der geheimnisvolle Gefangene gewesen sein ...

Der Romancier Alexandre Dumas läßt seine vierMusketiere in "Zwanzig Jahre später" hinter die Maske schauen.Sie sind mittlerweile etwasgealtert: Als Bodyguardhält D'Artagnan (Gabriel Byrne) mögliche Meuchelmördervom König Ludwig XIV (Leonardo DiCaprio) fern - obwohl diesermit seiner rücksichtslosen, unverantwortlichen und launischenHerrschaft sehr wohl einen Tyrannentod verdient hätte. Nebeneiner ereignis- und intrigenreichen Handlung protzt "Der Mann in dereisernen Maske" mit eindrucksvollem Staraufgebot: Baby-Face-StarLeonardo DiCaprio erstrahlt als dummer, arroganter SchnöselLudwig XIV sowie als dessen sanfter, empfindsamer ZwillingsbruderPhilippe de Gascogne. Gerard Depardieu treibt sich als LebemannPorthos in Betten und Kneipen herum. Jeremy Irons intrigiert alsgottesfürchtiger Jesuit Aramis gegen den König. JohnMalkovitch ist der Frauenheld Artos, dessen Sohn einer Liebeskaprioledes Königs zum Opfer fällt. Seitdem ist jeder, der aufSeiten des Königs steht ein Feind von Artos. Also vor allem derkönigstreue D'Artagnan, der jüngste der vier. AlsoSchluß mit "Einer für alle, alle für einen"?

Im Film geht es ab wie bei Dallas, Denver und Versailles in einem."Der Mann in der eisernen Maske" macht sich einen ab und zuspannenden Spaß aus Mantel, Degen und geheimenTapetentüren. Mit Tempo und Humor schwingen die Helden den Degenebenso wie das geschliffene Wort. Streng historisch ist er nur eineLachnummer, dies jedoch sehr gelungen: Wie D'Artagnan einenHungeraufstand mit ein paar Schwerttricks beschwichtigt, ist ebensopur Film wie des Königs historisch undenkbare Phrase: "Ich will,daß du mich liebst, nicht meine Krone." Selbstverständlichsehen die hungernden Pariser ebenso gut aus wie die feiernden undvöllenden Höflinge.

Die inneren Kämpfe der Musketiere, ihre Zweifel undZerissenheiten stimmen dafür um so mehr. Der Zwist zwischenLoyalität und Gewissen, ist durchaus ernstzunehmen. (Nur in denletzten Minuten gibt die Logik angesichts übermächtigemPathos den Geist auf: Wer hat Philippe denn nun die Maske angelegt,und weshalb wußte D'Artagnan nichts davon?) Doch wirklichrührend bleibt der Film nie lange - es ist tatsächlich ehereine lange Folge von "MissionImpossible" - schon damals mit Maskentricks! - durch dieZeitmaschine gemangelt. Dazu immer wieder viel Klamauk durch dendicken, impotenten, versoffenen und larmorjanten Porthos. Er legt mitseinem Selbstmordversuch gleich eine ganze Scheune flach. Selbst dassich mächtig überschätzende "Genie" Aramis hatkomische Seiten.

Die französischen Musketieren werden übrigens gespieltvon einem Iren, einem Briten, einem Amerikaner und einem Depardieu!Vielleicht heißt es deswegen im Titel auchgewöhnsbedürftig "in" der eisernen Maske. "Mit" der Maskewaren schon zwei andere Filme erfolgreich: 1939 die Version von JamesWhale und 1976 die Mike Newells mit Richard Chamberlain.


Eine Kritik von Günter H.Jekubzik

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