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Das Meer in mir
Spanien, Frankreich, Italien 2004 (Mar Adentro) Regie: Alejandro Amenábar mit Javier Bardem, Belen Rueda, Lola Duenas 126 Min. FSK: ab 12
Oscargewinner. Riesenerfolg in Spanien. Tief gefühlte Begeisterung weltweit. Grandioser Javier Bardem. Es ist leicht, diesen außergewöhnlichen, erschütternden Film zu empfehlen. Doch das Kunststück zu beschreiben, wie man diesen besonderen, bewundernswerten Menschen weiter erleben möchte und ihm gleichzeitig mit einem schmerzenden Glücksgefühl den Tod gönnt, ist etwas anderes. Man muss es erleben.
Ein kecker Sprung in Wasser brach im einst das Genick. Jetzt liegt Ramon (Javier Bardem) seit 27 ans Bett gefesselt im Haus seines älteren Bruders und seiner Schwägerin. Vom immer noch geliebten Meer, das manchmal seine Gerüche sendet, trennt den ehemaligen Matrosen nur eine raue galizische Hügelkette. Und seine Querschnittslähmung.
Dass der neue Film von Alejandro Amenábar erneut faszinierend und fesselnd ist, überrascht nicht nach dem Vexierspiel um Traum und Sein "Abre los ojos" sowie dem schaurigen Geisterfilm "The Others" mit Nicole Kidman. Doch die besonders ernsthafte Geschichte, die sich nur selten Ausflüchte in Amenábars fantastische Welten erlaubt, ist anders packend. Diesmal will ein Querschnittsgelähmter sterben, doch das ist nicht einfach dank religiös basierter Gesetze des angeblich säkularen Spaniens.
Warum sterben? Diese Frage stellt dem aufgeweckten, freundlichen und sehr intelligenten Mann jeder. Auch die ernste Rechtsanwältin Julia (Belen Rueda), die sich mühsam am Stock ins abgelegene Nordspanien quält, um den Mann zu vertreten, den sein Staat nicht sterben lässt. Er liebe das Leben, antwortet Ramon, so sehr, dass er es in dieser eingeschränkten Form nicht erträgt. Zwei Frauen kümmern sich um ihn, wollen ihn halten, der vom Hals abwärts nichts mehr spürt. Die melancholische Julia und die einfache Rosa. Die junge Frau aus dem Nachbardorf besucht Ramon mit Rad, will auch den Mann mit lebendigen Augen retten. Doch der wird ernst: "Wer mich wirklich liebt, bringt mich um!"
"Das Meer in mir" lässt sich nicht packen und schwer auf ein paar Zeilen reduzieren. Das sind die wunderbaren Gedichte, die Ramon mit einer speziell entworfenen Apparatur schreibt und schließlich auch veröffentlicht. Die spiegelbildlichen Verhältnisse zu seinem älteren, konservativen Bruder und dem jungen Neffen. Eine absurde Episode, in der sich die Kirche in einem schwieriger Dialog zweier Querschnittsgelähmter über Treppenhaus lächerlich macht. Und vor allem doch noch die Fluchten Amenábars: Zu "Nessun dorma" springt Ramon aus dem Fenster, nachdem er erst sein Bett zur Seite schob. Dann fliegt er über die Berge zum Meer und zu ihr. Am Strand empfängt ihn Julia, frei gehend, nicht hinkend.
"Das Meer in mir" basiert auf der wahren Geschichte von Ramón Sampedro,
der sich 1998 das Leben nahm. Das bewegende und in jedem Moment stimmige
Meisterwerk ist mit seiner Mischung aus Humor, Leichtigkeit, Schmerz und
Intelligenz vor allem kein "Behindertenfilm", kein Pamphlet für Euthanasie.
Er ist ein reicher Schatz mit all diesen Gefühlen all dieser wahren
Menschen. Man lernt anhand der Möglichkeit den Tod zu wählen das
Leben schätzen.
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