Das Mädchen aus der Streichholzfabrik

Finnland 1989 (Tulitikkutehtaan Tyttö) Regie: AkiKaurismäki, 70 Min.

Kaurismäki könnte der Begründer eines finnischesNeorealismus sein. Wenn er nicht immer wieder den Eindruck erweckte,er könne nichts ernst nehmen, wie "Leningrad Cowboys go America"deutlich zeigt. "Das Mädchen aus der Streichholzfabrik" hingegenist ein Meisterwerk der ausweglosen Kargheit. Die lakonischeTragödie basiert nicht auf Andersens "Mädchen mit denZündhölzern", weckt aber mit einem trockenen, wortarmen undextrem knappen Stil ebenso große Betroffenheit.

Das Mädchen heißt Iris und lächelt währenddes gesamten Films nicht mehr als fünf Mal. Wie auch, bei einemöden Job, Eltern, die sie als Dienstmagd ansehen undMännern, die das Mauerblümchen höchstens für eineNacht im Bett haben wollen. Kaurismäki zeigt in knappen Szenenalles, was zum Verstehen nötig ist, wobei diese Kürze denReiz seines Stils ausmacht.

Nur einige Augenblicke dauert auch der Moment der Befriedigungfür Iris und ihr Publikum. Sie gibt einem Mann ihr Lächelnund schenkt ihm sein Glas voll bevor sie zufrieden die Kneipeverläßt. Danach setzt sie sich im Botanischen Garten zueiner anderen Königin der Nacht. Die Cactaceae SelenicereusGrandifiorus zeigt ihre Schönheit nur einmal im Jahr um dann derDunkelheit anheimzufallen.

"Das Mädchen aus der Streichholzfabrik" ist der letzte Teilvon Kaurismäkis "Proletarischer Trilogie" (zuvor "Schatten imParadies" und "Ariel"). NachAbschluß verließ der humorige Kettenraucher Finnland.Sein neuer Film "I hired a contract killer" lief in Vendig und wirdim Mai des nächsten Jahres in Deutschland starten. Hoffentlichnicht wieder mit einer Sychronisation, die der Hausmeister desVerleihs anscheinend in seinem Hobbykeller erstellt hat.


Eine Kritik von Günter H.Jekubzik

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