Luna Papa

Ö/BRD/Russ/CH/Fr (Luna Papa) Regie Bakhtiar Khudojnazarov, 107 Min.

Eine Piraterie im Reich der Poesie, ein wildes, skurriles Treiben wie in den Ländern an der Donau und dem Schwarzen Meer. Bilder, die man kennt, wenn man beispielsweise die Filme von Emir Kusturica oder "Gadjo Dilo" gesehen hat. Dann versteht man, dass auch der Tadschike Khudojnazarov einmal so einen Film machen wollte.

Die junge Mamlakat (Chulpa Khamatova aus "Tuvalu") lebt mit Vater und Bruder Nasreddin (Moritz Bleibtreu) in einem usbekischen Dorf. Sie kümmert sich vor allem um den geistesgestörten Bruder, der als Soldat Opfer einer Mine wurde. Als Mamlakat wieder einmal ihrer Begeisterung für das Theater nachgeht, wird sie in einer verzauberten Nacht von einem vermeintlichen Schauspieler verführt. Darauf bricht der wutschäumende Vater mit der ganzen Familie auf, um jede Aufführung in der Umgebung zu sprengen und der Schwängerer zu finden - vergebens.

Das wilde Treiben von "Luna Papa" legt eine gekünstelte Lebendigkeit an den Tag, indem es slawische oder Roma-Lebensfreude imitiert. Schematisch inszenierte Unruhen um eine rüde Panzertruppe, Tanzeinlagen mit unpassend gebrauchsfertiger Weltmusik, schön viel schöne Landschaft pittoresk und versandfertig. Etwas magischer Realismus, flatternde Tauben, folklorisierendes Kunstgewerbe, Typen statt Figuren - das ergibt nur "Einen Film wie ...". Wie bei Kusturica fällt die eine gewollt originelle Szene über die nächste her, ohne Rücksicht auf Authentizität und Kontinuität. Wie bei der "Blechtrommel" erzählt das gerade gezeugte Kind aus dem Mutterbauch.

Da erfreuen kurze Glücksmomente wie der alberne Auftritt des staatlichen Ensembles "Ernteglück", in dem die Schwangere eine schön runde Melone spielt, auch nicht mehr. Letztendlich fragt man sich, was die schale Angelegenheit sollte.

Der russische Regisseur Bakhtiar Khudojnazarov machte bislang mit den Filmen "Bratan" (Bruder, 1991) und "Neues Spiel, neues Glück" (Kosh ba Kosh, 1993) international auf sich aufmerksam. Für letzteren erhielt er den Silbernen Löwen in Venedig.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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