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Lulu on the Bridge

USA 1998 (Lulu on the Bridge) Regie Paul Auster, 103 Min.

Der ausgezeichnete und geschätzte Schriftsteller Auster schrieb schon 1995 zusammen mit Wayne Wang die Brooklyn Stories von "Smoke". Mit dem Rest an Zeit und Filmmaterial drehten die beiden zusammen dann noch "Blue in the Face". Eine ganze Reihe bekannter Gesichter aus diesen Drehs taucht in "Lulu on the Bridge" wieder auf: Harvey Keitel spielt den Saxophonisten Izzy Maurer, der während eines Konzerts angeschossen wird. Daß er nun nicht mehr spielen kann, wirft ihn in eine Lebenskrise und läßt den Film spannende Fragen stellen: Soll Izzy sich freuen, daß er überhaupt noch lebt? Oder hat das Leben an sich keinen Wert - nur das, was man daraus macht? Als Alternative bietet eine reife Schauspielerin (Vanessa Redgrave) an, aus dem Blick der anderen zu treten und sich selbst neu zu entwerfen.

Ein geheimnisvoller Fund unter grausamen Umständen verändert Izzys Leben: Der Stein, der unter seltsamem Stimmengewirr aus einer Reihe von Schachteln geschält wird, schimmert im Dunkeln magisch blau und beginnt zu schweben. Die junge Celia (Mira Sorvino), die Izzy durch den Stein kennenlernt, entdeckt als weitere Wirkung ein bislang unbekanntes Glücksgefühl. Izzy und Celia verfallen einander in einer überschwenglichen Liebe. Da Celia auch noch die Hauptrolle einer neuen Lulu-Verfilmung erhält, scheint die glückbringende Wirkung des Steins erwiesen. Oder stammt er doch aus Pandoras Büchse?

Bevor die Gedankengänge und ungewöhnlichen Ideen nicht mehr interessieren könnten, folgt längst der nächste Szenenwechsel: Izzy - der in seiner naiven Verliebtheit richtig niedliche Keitel - wird durch rätselhafte Gestalten gekidnapt und von einem scheinbar allwissenden Mann befragt. Montierte Auster hier etwa das Jüngste Gericht in eine Gangsterhandlung? Daß William Dafoe, der einst für (Jury-Präsident) Martin Scorsese Jesus verkörperte, die Lebensrechnung Izzys aufmacht, würde dazu passen.

Paul Auster hielt sich bei seinem Regiedebüt nicht an die Regeln, mit dem man einen Film durchgehend packend und kurzweilig gestaltet. Deshalb lief seine moderne, kaum wiedererkennbare Lulu-Geschichte auch in der Cannes-Reihe "Un certain regard" (etwa: Mit einem besonderen Blick) und erfreute dort mit der frisch unkonventionellen Handlung.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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