Lovers (Dogma #5)

Fr 1999 (Lovers) Regie und Kamera Jean-Marc Barr, 96 Min.

Digitale Langweile

Als fünfter "Dogma-Film" wirbt die französische Liebesgeschichte "Lovers" für sich. Mit digitaler Kamera einfach aufgenommen, will sie direkter, intimer sein als die anderen tristen Romanzen aus Paris. Doch "Lovers" zeigt, wie schnell das in Dänemark ausgedachte Dogma-Prinzip zur Masche wird.

Eine Dogma-Patent verdient sich ein nach bestimmten Regeln realisierter Film: Er darf kein Kunstlicht, keine Filmmusik enthalten. Nur vorgefundene Verhältnisse und Objekte sollen verwendet werden. Vor allem die Dogma-Filme "Idioten" und "Das Fest" sorgten für Furore. Gleichzeitig paßt die digitale Revolution im Filmemachen zur Dogma-Produktionsweise: Heutzutage laufen in Cannes Wettbewerbsbeiträge, von digitalen Videokameras aufgenommen, die jeder Pauschaltourist hemmungslos im Urlaub verwendet.

Jean-Marc Barr, Regisseur von "Lovers", wurde bekannt als Tieftaucher in "Big Blue" und "Europa" des Dänen Lars von Trier. Der Franzose Barr schwärmt bezüglich seines ersten eigenen Films, bei dem er auch das Buch mitschrieb und die Kamera führte, von den intimen Aufnahmesituationen, die "DV" (Digital Video) ermöglichen: Ein kleines Team für die Innenräume, keine aufwendigen Drehgenehmigungen für die Straßenszenen. Wenn man dann die Liebesgeschichte um einen illegalen jugoslawischen Einwanderer in Paris sieht, bleibt es oft beim Reiz von Amateuraufnahmen. Verwackelt, unscharf und grobkörnig waren auch "Das Fest" und "Idioten". Doch das allein macht noch keine Kunst aus. Die Geschichte von Dragan (Sergej Trifunovic) und der Buchhändlerin Jeanne (Elodie Bouchez) kommt so bekannt wie langweilig daher. Dass junge Buchhändlerinnen zweifeln, ob sie liebenswert sind und dass der Jugoslawe an sich aufbrausend, eifersüchtig und trinkfest ist, diese Klischees verdienen nicht noch mehr Filmmaterial. Auch wenn das Material jetzt Video heißt und nur ein Bruchteil der herkömmlichen Kosten verursacht. Zusätzlich gibt das Aachener Kino Atlantis dem Film eine besondere "künstlerische" Note, indem es ihn im falschen Format projiziert und dabei regelmäßig Köpfe abschneidet.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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