Lost Heaven

The Dangerous Lives of Altar Boys

USA 2002. Produktion: Egg Pictures, International Entertainment Group, Trilogy Entertainment Group. Produzent: Jodie Foster, Meg LeFauve, Jay Shapiro. Regie: Peter Care. Buch: Jeff Stockwell, Michael Petroni. Kamera: Lance Acord. Musik: Marco Beltrami, Joshua Homme. Schnitt: Chris Peppe. Darsteller: Kieran Culkin (Tim Sullivan), Vincent D'Onofrio (Pater Casey), Jodie Foster (Schwester Assumpta), Jena Malone (Margie Flynn), Emile Hirsch (Francis Doyle), Jake Richardson (Wade), Tyler Long (Joey Scalisi), Melissa Suzanne McBride (Mrs. Doyle), Dylan Scott (Junge), Michele Seidman (Newsies Freundin). 101 Min. FSK: ab 12. Verleih: Warner.

Vier katholische Klosterschüler leben ihre Fantasien und Sehnsüchte in ihrem eigenen Comic "Atomic Trinity" aus. In den Comics werden sie zu Superhelden, die gegen Biker-Nonnen unter der Leitung der verhassten Schwester "Hinkebein" kämpfen. Jodie Foster spielt diese, im Original "Nunzilla" genannte Figur der Schwester Assumpta mit einer faszinierend zerbrechlichen Strenge.

Die Realität dieser außergewöhnlichen Jugendgeschichte aus den Siebzigern ist bestimmt von Schwärmereien, Rebellion und einer Liebesgeschichte. Besonders Tim Sullivan (Kieran Culkin) findet Gefallen am frechen Protest. Unter seiner Leitung wird die Klosterheilige entführt und der Plan, einen Puma ins Zimmer von Schwester Assumpta zu bringen, ausgearbeitet. Tims bester Freund Francis ist von der Schülerin Margie fasziniert. Nach ersten Küssen schockt ihn jedoch ihr Geständnis von sexuellen Erkundungen mit ihrem ältern Bruder. Der zwischen Anziehung und Verachtung zerrissene Francis erfährt von Sportlehrer Pater Casey statt Hilfe nur scheinheilige Phrasen.
All diese Erlebnisse und Emotionen spiegeln sich wider in den aufwändigen und zeitweise brutalen Zeichentrickssequenzen mit den vier Superhelden. Wenn Tims Figur sich zum "Skeleton Boy", zum Knochenmann, wandelt, "um nichts mehr zu fühlen", zeigt der angeblich flache Zeichentrick die Abgründe der Seele gar tiefer als der Realfilm. Folgerichtig enden die Provokationen Tims tragisch, nachdem die Zeichnungen der Freunde in die Hände von Schwester Assumpta geraten: Das schöne, aber ruhelose Tier aus den Dichtungen William Blakes lässt sich nicht einschläfern.

Im Genre des Jugendfilms zeigt sich "Lost Heaven" als Glücksfall, der Spaß macht und ernsthafte Geschichten um das innere Erleben junger Menschen erzählt. Dass die Erzieher in anderen Welten leben, versteht sich von selbst und braucht nicht explizit dargestellt werden. Jung und alt sind exzellent besetzt. Eine Überraschung gelingt Jodie Foster mit ihrer ungewöhnlichen Rolle als Nonne mit Beinprothese und als Produzentin. Auch das sichere, einfühlsame Erzählen des Regisseurs Peter Care, der bislang vor allem Musikvideos drehte (unter anderem für REM) begeistert. Die hervorragende Kamera fängt intensive Bilder ein, das Buch erzählt stimmig und vermeidet nahe liegende Klischees des Genres. Eine Videopremiere beim der nur ein nicht erfolgter Kinoeinsatz zu bedauern ist.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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