Liebesluder

BRD 2000 (Liebesluder) Regie Detlev W. Buck, 91 Min. FSK ab 12

"Fargo" im Sauerland: Hinter der Kulisse harmloser Fachwerkhäuser verbergen sich menschliche Abgründe, die man in dieser Gegend nur in Filmclubvorstellungen mit Werken der Schwarzen Serie vermutete.

Schon als Ina (Mavie Hörbiger) in Meschede ankommt, ziehen sich Gewitterwolken drohend auf der Tonspur zusammen. Bald hat sie viele Herren am Rockzipfel, einen Job im Fliegerclub und gleich mehrere Verhältnisse. Raffiniert verdrehte sie den Biedermännern den Kopf auf deren höchst unmodischen Krawattenkragen und präsentiert ihnen nun die Rechnung: Auf der Hochzeit des Muster-Bausparpaares Christine und Peter platzt die Bombe in Form einer Schwangerschaft. Drei Kandidaten kommen als Erzeuger in Frage und sollen zahlen. Einige zig Tausender sollen es schon sein, denn einen Vaterschaftstest mit offiziellem Schriftverkehr wolle ja sicher keiner der Ehemänner.

Ist das jetzt eine schwarze Komödie oder ein düsterer Thriller? Es ist auf jeden Fall nicht so komisch wie die alten Filme von Detlev Buck waren. "Hopnik", "Karniggels" und "Wir können auch anders" machten bodenständig und nordisch trocken Spaß. Seitdem sucht Buck seine Lücke beim "großen, richtigen" Film - bislang ohne durchschlagenden Erfolg. Schade, denn die Grundidee von "Liebesluder", eine düstere Geschichte im Sauerland anzusiedeln, ist erfreulich. Die Coen-Brüder hatten mit der amerikanischen Version "Fargo" einen Oscarerfolg. Die Typen sind auch bei "Liebesluder" reichlich beschränkt. Die Verzweifung in Form einer geheimnisvollen Verführerin, einer "femme fatale" treibt sie in die Arme des Verbrechens und dann legen die Biedermänner ihre schwarze Seele bloß.

Doch unter den Darstellern begeistert niemand. Anke Engelke - der größte Ausfall - zeigt als einfältige Ehefrau, dass sie wohl doch nicht ernsthaft schauspielen kann. (Aber das hat man einst auch über die Makatsch gesagt.) Die Stimmung liegt meistens genau am richtigen Punkt zwischen Schaudern und Lachen. Doch alles bleibt im Ansatz, plätschert eher, als das es messerscharf zusticht. Da hätte jedes Bild, jede Szene hundertprozentig sitzen müssen - meinentwegen auf Sauerland gestylt. Vielleicht sollte Buck doch noch was vom Hollywood-Handwerk lernen.

http://www.liebesluder.de


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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