Liebe hat zwei Gesichter

USA 1996 (The mirror has two faces) Regie Barbara Streisand, mit Barbara Streisand, Jeff Bridges, Pierce Brosnan, George Segal u.a. 120 Min.

Die rehscheue Literaturdozentin Rose (Barbara Streisand) und der verkopfte Mathematiklehrer Greg (Jeff Bridges) gehen eine platonische Ehe ein, vollkommen unromantisch und furchtbar verkrampft. Für ihn ist sie ein Zweckbündnis zur Vermeidung von Einsamkeit und Sex. Jede Begegnung mit einer attraktiven Frau machte Greg früher zum stammelnden Tollpatsch. Für eine Nacht schien er ganz gut zu sein. Doch dann verließen ihn die Schönheiten wieder.Rose hingegen sagte die Rendezvous mit älteren Herren schon immer so rechtzeitig ab, daß es nicht mal zum Händedruck kam. Jetzt stimmte sie der rationellen Verbindung mit Greg zu, hatte dabei stille Hoffnungen auf mehr, aber der heimliche Konsum von Süßigkeiten nimmt stetig zu. Als Rose doch irgendwann mit ihrem Mann ins Bett will, führt dessen Rückzieher zur Trennung.

Bis zu dem Zeitpunkt passiert nicht viel und es ist außerdem tödlich langweilig - vielleicht sollten die geschätzten Damen vom Zielpublikum erst zur zweiten Stunde ins Kino kommen. Während die beiden Hauptfiguren Probleme mit dem anderen Geschlecht haben, muß sich der Zuschauer in den Sessel krallen, um nicht schon in den ersten Minuten schreiend wegzulaufen.

Angekündigt war ein Ergründen des Für und Wider von Schönheit. Das Ergebnis lautet: Schöne Menschen sind dumm, intelligente brauchen kein Make Up. Romantische Liebe ist ebenso Mythos wie "packender Streisand-Film". Ach ja, für die Frauen gilt noch: Nehmt kiloweise ab, kocht ein leckeres Essen, dann will euch vielleicht jemand! Es ist geradezu peinlich, wie sich die intelligente Professorin Rose zu einer jämmerlichen Modekarrikatur wandelt. Für ihr eigenes Aussehen fährt Barbara Streisand ein Festival der Weichzeichner auf, das jedes ernste Nachdenken über "Schönheit" in stumpfer Gefälligkeit auflöst.

Neben haufenweisen Songs und sechzehn Filmauftritten ist dies die dritte eigene Regie des Bühnenprofis Barbara "Steusalz", wie sie die Opfer der beißenden Weinerlichkeit nennen. Früh legte sie die One Woman-Show "Yentl" hin, "Herr der Gezeiten" riß in der Tränenflut vieler Heulsusen-Sitzungen sogar den robusten Nick Nolte mit. Auch diese Filme waren schrecklich, aber sie hatten wenigstens ein Thema.

Das ganze Machwerk "Liebe hat zwei Gesichter" erscheint hingegen konstruiert und in seiner Absicht zu dick aufgetragen. Barbara Streisand versucht, sich so lange wie möglich am Moment kurz vor Ausbruch der Tränen festzuklammern. Unendlich ödes Gerede, viele Standards und immer wieder absolut nichtssagende Schwenks auf Gebäude irgendeiner Universität. Diese angebliche Komödie bietet nur Scherze, die chemisch gereinigt und platt gebügelt daherkommen. Aus dem Kuschel-Rock-Fahrstuhl entstammt die Musik. Vielleicht sollte man das französische Original aus dem Jahre 1958 sehen, das verschämt im Abspann erwähnt wird.

Lauren Bacall ehrt den Film mit einer richtigen Rolle als aufgedonnerte, egozentrische Mutter. Die Frage an sie: "Wie war das für dich, schön zu sein," hätte ein magischer Filmmoment werden können - aber nicht bei Streisand. Auch Pierce Brosnan kommt als gutaussehender Hanswurst und Schwager von Rose gut weg.

Günter H. Jekubzik


Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik

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