Leben!

Hongkong/China 1994, R: Zhang Yimou, 125 Min.

Beim diesjährigen Festival von Cannes erhielt "Leben!" eine Goldene Palme für den besten männlichen Darsteller und den Großen Preis der Jury. Dabei überschattete das politische Gerangel, ob Regisseur Zhang Yimou aus China anreisen dürfe, die Qualitäten des Films. Zwar drehte die chinesische Regierung neuerlich die Schrauben der Zensur enger, aber "Leben!" ist noch die relative Freiheit einer vorhergehenden Phase und der Koproduktion mit Hongkong anzusehen.

Das große chinesische Familien- und Geschichtsepos beginnt mit einem Karten-Spieler, der Haus und Hof verspielt. Fuguis Frau verläßt ihn daraufhin, doch dies war nur der erste Schicksalsschlag, den das Paar von den Vierzigern bis zu den Siebzigern dieses in China so bewegten Jahrhunderts erleben muß.Fugui verdient sein Geld mit Schattenfiguren-Theater bis der Bürgerkrieg die Vorführung unterbricht. Die Grauen des Krieges werden kunstvoll eingerahmt von der Begegnung der Schattenspiel-Figuren mit einem Bajonett. Doch der einfache Held schlägt sich auch durch die Wirren der Kulturrevolution - jetzt stellt es sich als glückliche Fügung heraus, daß er sein Haus verspielte und nicht als Grundbesitzer den Maoisten in die Hände fällt. Auch wenn die geschichtlichen Hintergründe Chinas deutlich werden, ist die Politik nicht derart als tragischer Faktor herausgestellt wie in "Lebewohl, meine Konkubine" von Chen Kaige. Das Leben der Familie steht im Mittelpunkt, sie trifft der Wahnsinn der Roten Garden, die alle Ärzte eines Krankenhauses als Reaktionäre schlagen und verhaften, während stolze, aber unfähige Krankenschwestern ihre Patienten verbluten lassen. Immer wird Fugui von seiner Kiste mit den Schattenspiel-Figuren begleitet, die in den Zeitläuften verschiedene Funktionen übernimmt: Mal müssen die Nieten als Material für Kugeln gegen Taiwan herhalten, mal ist sie ganz prosaisch Unterschlupf für Küken.

Zhang Yimou realisierte nach seiner Karriere als Darsteller und Kameramann mit "Rotes Kornfeld", "Ju Dou", "Rote Laterne" und "Die Geschichte der Qiuju" eine außergewöhnliche Reihe von Meisterwerken. Auch in "Leben!" beherrscht der 44-jährige die Kamerabewegungen, die Farben, das Spiel der ausgezeichneten Darsteller und im typischen ruhigen Rhythmus auch die Emotionen des Publikums. In "Leben!" erleben wir ein Wiedersehen mit Gong Li, der bekannten, eindrucksvollen Darstellerin aus "Rote Laterne".


Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik

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