Hollow Reed - Lautlose Schreie

GB/BRD 1995 (Hollow Reed) Regie Angela Pope, mit Sam Bould, Martin Donovan, Ian Hart, Joely Richardson, Jason Flemyng u.a., 106 Min.

Ein Paar trennt sich, weil der Mann endlich dazu steht, daß er einen anderen Mann liebt. Hannah ist zwar verletzt aber auch aufgeklärt und so darf Martyn den gemeinsamen Sohn Oliver sehen. Doch plötzlich taucht der Neunjährige mit schweren Verletzungen bei seinem Vater auf. Olli erzählt etwas von einem Fahrradunfall, doch Martyn vermutet, daß der neue Mann an Hannahs Seite den Jungen mißhandelt. Frank heißt die wilde Liebe der Mutter und er wohnt auch schon mit Olli unter einem Dach.

Schweigend macht der kleine, ängstliche Olli seinem Vater klar, daß er Schreckliches erleidet. Ganz ohne Worte wirken die eindringlichen Bilder von Einsamkeit, Angst, Verzweiflung. Erst bei der Zuspitzung dieses erschütternden und gleichzeitig nachdenklichen Films fliegen Worte und Fäuste. Spannung gewinnt er aus ganz realen, alltäglichen Situationen. Erstaunlich ist, wie der ausgewogene und überhaupt nicht spekulative "Hollow Reed" zum Nachdenken über seine Figuren führt.

Nicht nur stille Leiden eines mißhandelten Kindes thematisiert der Film: Es geht auch um eine schwule Beziehung und deren Stellung in der Gesellschaft: Im häßlichen Streit um das Sorgerecht brechen Vorwürfe und Vorurteile aus. Die Anhörung beim Vormundschaftsgericht gleicht einer mittelalterlichen Inquisition. Bei der Wahl zwischen einem Männer-Paar als Erzieher und schweren körperlichen wie seelischen Mißhandlungen scheint die Gewalt akzeptabler zu sein. Die dramatischen Entwicklungen reißen Martyns Beziehung auseinander, aber die schrecklichste Überraschung kommt von jemand anderem. Denn der zentrale Satz - "Es gibt Schlimmeres, als allein zu sein" - gilt nicht nur für Olli.

Nach "Captives" (1994) ist "Hollow Reed" erst der zweite Spielfilm der Britin Angela Pope. Doch für ihre TV-Produktionen erhielt sie bereits Auszeichnungen und viel Lob. Nach einigen Dokumentarfilmen entstand 1985 das Aids-Drama "Sweet as you are".

Günter H. Jekubzik

Fünf Begeisterungs-Schreie


Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik

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