Lantana

Australien/BRD 2001 (Lantana) Regie Ray Lawrence, 120 Min.

Irgendwo in der Nähe von Sydney liegt eine Frauenleiche im Gebüsch, doch bis wir wieder zu ihr kommen, führt uns "Lantana" eine ganze Reihe von Menschen vor, die an Wendepunkten ihres Lebens stehen.

Der frustrierte und extrem geladene Polizist Leon (Anthony LaPaglia) hat eine kurze Affäre mit der einsamen und neugierigen Jane. Außerdem hat er Herzprobleme während seine Ehefrau Sonja sich nicht mehr geliebt fühlt. Das erzählt sie der Psychologin Dr. Valerie Sommers (Barbara Hershey), die neben vielen anderen Geschichten und Geständnissen auch den Mord an ihrer Tochter Eleanor zu verarbeiten hat.

Irgendwie ist kaum jemand mit seiner Lebenssituation zufrieden, solange man seine Gefühle etwas durchschaut, rätselt man über Treue, Vertrauen oder Glück. Die Nähe des Todes, eines plötzlichen Endes katalysiert das Nachdenken. Valerie Sommers verschwindet nach einem Autounfall, das letzte, was von ihr zu hören war, ein paar tiefe Erkenntnisse für ihren entfremdeten Mann, zeichnete ein Anrufbeantworter auf. Statt zu ermitteln, übt sich Leon in psychologischer Tiefenforschung bei den meisten Beteiligten. Das tut dem Film gut, auch wenn diese Recherchemethode des provokanten Grobians nicht besonders glaubwürdig ist. So erfahren wir immer mehr über die verschiedenen, gleich berechtigten Figuren, finden sie doch langsam interessant und werden vom Film gebannt.

Irgendwie erkennt man in "Lantana" eine ähnliche Rezeptur wie in "Grand Canyon", "Magnolia" und vielen andere Filmen: Man rühre eine Menge Schicksale an, verknüpfe die Geschichten mehr oder weniger sinnvoll und lasse alles nach gemächlichem Aufköcheln in einem musikalisch betontem Finale kulminieren. Bei "Lantana" ist das große Wunder, der Dammbruch, die Tatsache, dass ein Mann weint. Bei "Magnolia" regnete es an dieser Stelle Frösche. Auch in der abschließenden Montage zeigt sich die australische Variante einfacher. Es wirkt bei ihr schon fast komödiantisch, wie alles miteinander verbunden ist. Ein paar falsche Fährten halten die Spannung hoch. Die schwer lastende Schuld ist bald wieder vergessen.

Man sieht es "Lantana" nicht an, dass er von einem erfolgreichen Werbefilmer gedreht wurde. Aber welcher typische Clip-Regisseur schreibt auch sein eigenes Theaterstück und verfilmt es dann? Also lässt sich Ray Lawrence nicht in diese Kiste stecken. Ansonsten halten sich die anderen Qualitäten allerdings in Grenzen, eine handzahme Vorgarten-Variante der großen Schicksals-Rührerei.

PS: Der Titel "Lantana" bezieht sich auf eine buschartige Pflanze, in dem Valeries Schuh gefunden wird.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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