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Landschaft im Nebel

Regie Theo Angelopoulos

"Hab keine Angst," sagt im Dunkeln die Stimme des Mädchens zum Jungen, "ich erzähle dir eine Geschichte: 'Am Anfang herrschte Chaos, und dann wurde Licht...'" Nicht die "Unendliche Geschichte" wird hier erzählt, doch auch die Reise des Geschwisterpaares Voula und Alexander zum Vater in einem imaginären Deutschland findet am Ende wieder zum Anfang.

Das Motiv der Reise ist für den griechischen Regisseur Theo Angelopoulos ebenso typisch wie die intensive filmische ErFahrung von Raum und Zeit. Nach seiner ersten Trilogie, die konkret auf politische Aktualität und Geschichte Bezug nahm ("Die Wanderschauspieler", "Die Jäger", "Alexander der Große"), durchquerte Angelopoulos in der 'Trilogie des Schweigens', aus der Vergangenheit kommend, sein von industrieller Zerstörung gezeichnetes Heimatland, um den letzten Blick auf eine ungewiß leuchtende Hoffnung am Horizont zu lenken:

Die "Reise nach Kithira" führte den ehemaligen Widerstandskämpfer Spiros zurück zu seinem Griechenland, daß nicht mehr zu finden war. Die Reise, die "Der Bienenzüchter" Spiros über die Stationen seines Lebens macht, bringt ihm an seinen Geburtsort den Tod. Das Alte zerfällt oder verschwindet und die Jugend läßt sich nicht halten. Voula und Alexander reisen durch eine "Landschaft im Nebel", wobei ihnen die Reise als Metapher für das Leben Einsamkeit, Glück, Liebe, Gewalt und Tod bringt. Auf dem Weg haben sich die Kinder und die mitreisenden ZuschauerInnen verändert.

Die "Landschaft im Nebel" lädt die Augen ein, ruhig in ihr zu wandern. Angelopoulos gibt uns Zeit, die sorgfältigst inszenierten Räume mit Assoziationen und Träumen zu füllen, langsame, furios schwebende Kamerabewegungen nehmen die Blicke an die Hand.

Erst spät wurde Theo Angelopoulos bei uns entdeckt. Sein 13. Spielfilm "Landschaft im Nebel" erhielt 1989 den Europäischen Filmpreis als bester Film. Die gesamte filmische Landschaft von Theo Angelopoulos eröffnet sich uns nur teilweise und mit finanzieller Hilfe des Fernsehens. Allerdings ist dabei zu befürchten, daß die Bilder dieses echten Kino-Regisseurs auf dem Fernsehschirm im Nebel versinken.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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