Kubanisch reisen

Sp/Kuba/Fr/Mexiko 2000 (Lista de Espera) Regie und Buch Juan Carlos Tabio, 106 Min.

Warten auf ... den Bus nach Havanna: Ein Busbahnhof einer kubanischen Kleinstadt. Die Regeln stehen fest. Jeder Neuankömmling erkundigt sich nach seinem Platz in der Schlange: "Wer ist der Letzte?" Trotzdem ist das Gerangel um die Warteliste in vollen Gange. Ein Blinder hofft auf Sonderbehandlung, genau wie die Seniorin und die leidende Mutter. Doch als nach Stunden ein Bus kommt, ist sowieso nur ein Platz frei, der im losbrechenden Tumult ungenutzt bleibt.

Da sich auch die Hoffnungen bezüglich des Stationsbusses zerschlagen, richtet man sich auf eine Nacht in der Station ein. Diskussionen über die unmögliche Lage, die Schuld der US-Blockade beginnen, bis man zur Eigeninitiative greift. Der blinde Mechaniker Rolando kümmert sich um den Motorschaden. Ein Paar findet zueinander und setzt die Idee in die Welt, den Wartebahnhof zu verschönern. Man richtet sich in der Zwischen-Station (auf dem Weg zum Kommunismus?) ein, Träume erfüllen sich, neuer Mut wird gefunden. Der übereifrige, staatstreue Denunziant ist längst abgehauen. Trotz trostloser Ernährungssituation ergibt sich sogar ein Festmahl mit Hummer, da jeder etwas von seinen gehorteten Schätzen hinzufügt. Als endlich der langersehnte Bus kommt, will keiner mehr mit. Alle wollen an der Station bleiben. Aber es gibt ein herbes Erwachen aus dem kollektiven Traum. Oder führen die gemeinsamen Erfahrungen doch noch zu einem Happy End?

Die lebendige Parabel aus Kuba setzt echte Charaktere und humorvolle Episoden am Busbahnhof aus. Sie finden einander zu einem Mikrokosmos mit nett dahin plätschernder Handlung und einem Hauch von politischer Bedeutung. Mehr ist nicht, oder doch: Einmal lesen zwei Freunde im Film im Buch des Films - ein magischer Moment, von denen es ruhig mehr hätten sein können.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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