Knocked Out - Eine schlagkräftige Freundschaft

USA 1999 (Play it to the Bone) Regie Ron Shelton, 117 Min.

Nachdem schon am Morgen des großen Boxkampfes zwei Ausfälle zu beklagen sind, kommen die etwas reiferen Faustkämpfer Vince (Woody Harrelson) und Caesar (Antonio Banderas) ins Rennen. Sie sollen die "Vorgruppe" für Mike Tyson machen. Eine Menge Geld ist drin. Und vor allem die Chance auf einen richtigen Kampf. Die Gelegenheit, wieder jemand zu werden. Da Caesar Flugangst hat, geht es mit dem giftgrünen Cabrio seiner Freundin Grace (Lolita Davidovich) durch die Wüste nach Vegas. Grace, die Frau am Steuer, erweist sich als der einzige harte Kerl auf diesem Tripp. Sie hatte mit beiden mal was und kann sich immer noch nicht richtig entscheiden, wer von ihnen der bessere Boxer oder Liebhaber ist. (In einem Moment der Geldknappheit nehmen sie die gestrandete Lia mit, gespielt von Lucy Liu, die sich vor allem mit ihrer Rolle als hingebungsvolle Domina in "Payback" eingepägt hat.)

Ein flotter, ironischer Start, in Form von großartig ungeschickten Verhandlungen mit dem Promoter Joe Domino und seiner prägnanten Deppentruppe (siehe die Mafia-Typen in "Ghost Dog") verspricht einen guten Film mit etwas Sport nebenbei. Vince ist dem Glauben anheimgefallen und trifft seitdem öfters Jesus. Caesar hatte seine letzte große Chance vor Jahren. Seitdem ahmt er Vince einfältig in allem nach - bis auf die Glaubenskiste: "Ich bin Atheist, Gott sei Dank." Vince ist sicher, dass Madrid in Mexiko liegt und überrascht, dass es Schwule unter den Boxern gibt. Als Caesar erzählt, dass er das Schwulsein selbst mal für ein Jahr ausprobiert hat (weil ihn ein angeblicher Schwuler vermöbelt hat), gibt das Vince die Kraft, seinen besten Freund richtig zu vermöbeln.

Fünf von zehn Runden gehen ganz klar an den Film. Mit satten Bilder (Kamera Mark Vargo) gelang Ron Shelton ein toller Männerfilm für Frauen. Denn man und frau kann sich herrlich über diese knackig doofen Typen amüsieren und gleichzeitig wachsen sie einem ans Herz. Das gilt aber leider nur für den Schauspielerfilm, in dem vom Boxen erzählt wird. Und der ist leider nach sechzig Minuten vorbei. Dann geht der Ringkampf los, der trotz dramaturgischer Steigerung und kurzen originellen Einlagen, trotz der sich selbst diskreditierenden Promis am Rande eine blutig bekloppte Angelegenheit bleibt. Etwas blutiger und matschiger als üblich vielleicht. Auch komisch in den bekloppten Visionen der weichgeprügelten Köppe. Aber kein bisschen interessanter.

Irgendwer wollte da einen "epischen Kampf" um die Frau, eine blutige Freundschaft trotz allem, einen Fightclub hinein mythologisieren. Zum Glück ist das nicht mal im Ansatz gelungen. So hängt "Knocked Out"" zwischen dem komischen Sport-(Golf)-Film "Tin Cup" und der bissigen Sport-(Bowling)-Parodie "King Pin" in den Seilen. Die Boxhelden werden witzig demontiert, doch gleich die ganze Chose auf die Kameraschippe zu nehmen und sie mitsamt den Promi-Prolos und den Prolo-Promis auszumisten, das traute sich niemand. Wie von Anfang an erwartet, werden Caesar und Vince gelinkt. Sie haben es nicht besser verdient - so wie jeder, der länger als eine Stunde in diesem Film bleibt.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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