Kleine Freiheit

BRD 2002
Regie: Yüksel Yavuz
Buch: Yüksel Yavuz
Kamera: Patrick Orth
Schnitt: Lars Späth
Musik: Ali Ecber
Produzent: Mandy Rahn, Ralph E. Cotta
Produktion: Studio Mitte, Stockhaus Filmproduktion, Cotta Media Entertainment
Darsteller: Cagdas Bozkurt, Leroy Delmar, Necmettin Cobanoglu, Sunay Girisken, Nazmi Kirik, Susanna Rozkosny
Länge: 99 Min.
Verleih: b.film radikal (Delphi)
Kinostart: 20.11.2003

Spannende Multikulti-Geschichten in authentischer St. Pauli-Atmosphäre.

Mit seinem 16. Geburtstag wird aus dem "geduldeten Kind" Baran ein Illegaler in Deutschland. Der junge Kurde taucht in St. Pauli unter, schläft bei Freunden, arbeitet für einen Döner-Laden. Auf seinen Kurierfahrten radelt er mit offenen Augen durch das Viertel - immer auf der Hut vor der Polizei, aber auch interessiert am Leben anderer Menschen am Rande einer Schattengesellschaft. Regelmäßig hört sich Baran das Seemannsgarn eines alten Obdachlosen auf einer Parkbank an. In den Wohnungen erlebt der stille Junge kaputte Beziehungen, einen versetzten Ehemann, ein junge Bosnierin und andere Menschen, die Begegnungen mit der Polizei eher vermeiden. Seine kleine digitale Kamera begleitet ihn dabei immer.

Unter "den Illegalen" lebt auch Chernor aus dem Jemen, ebenfalls von Ausweisung bedroht. Für seinen Unterhalt muss er dealen, mit blondierten Haaren auf brauner Haut setzt er sich allerdings von seinen Zimmer- und Leidensgenossen ab. Es entwickelt sich eine Freundschaft der beiden unterschiedlichen Typen, eine Beziehung über die problematischen Grenzen der jeweiligen ethnischen Grüppchen hinweg. Dabei gibt es schon genug Konflikte zwischen verschiedenen kurdischen Gruppierungen.

Chernor bemüht sich nach Barans Kritik, das Dealen aufzugeben. Als Baran immer wieder einem älteren Kurden mit verletztem Auge begegnet, wächst ein Verdacht: Könnte dies der Mann sein, der in Diyarbakir für den Tod von Barans Eltern verantwortlich war? Die Situation wird dramatisch, es gibt einen Mord und Chernor gerät in die Fänge der Polizei.

Die intensiven Begegnungen in authentischer Atmosphäre geben Einblick in eine Schattengesellschaft und erzählen die bewegende persönliche Geschichte Barans. Nach "Aprilkinder" kann Yüksel Yavuz auch bei seinem neuen Film mit tragischer Note und tollen, jungen Darstellern überzeugen. Er inszeniert geschickt mit einfachen Mitteln schafft eine passende Stimmung mit Ethno-Musikbegleitung. Die sehr kinotaugliche Produktion der ZDF-Redaktion Kleines Fernsehspiel erlaubt sich erfreulicherweise einige türkische oder französische Dialoge mit deutschen Untertiteln, was der Authentizität sehr gut tut.

Günter H. Jekubzik


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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