Kingpin

Kingpin

USA 1996. Produktion: MGM, Motion Picture Corporation of America,Rysher Entertainment. Produzenten: Brad Krevoy, Steve Stabler,Bradley Thomas. Regie: Peter und Bobby Farrelly. Buch: Barry Fanaro,Mort Nathan. Kamera: Mark Irwin. Musik: Freedy Johnston. Schnitt:Christopher Greenbury. Kostüme: Mary Zophres. Darsteller: WoodyHarrelson (Roy Munson), Randy Quaid (Ishmael), Vanessa Angel(Claudia), Bill Murray (Ernie McCracken), Lin Shayne (VermieterinMrs. Dumars). Ca. 113 Min. FSK: ??. Verleih: Concorde - CastleRock/Turner.

Roy Munson war als Kind ein begnadetes Bowlingtalent, als jungerMann ein gefeierter Champion und der Stolz seines Vaters. Beim erstengroßen Tuniersieg, der vom Fußhygiene-Unternehmengesponserten Odor-Eaters-Meisterschaft, schlägt Roy auch ErnieMcCracken; dessen Rache stoppt jedoch unwiderruflich die jungeKarriere. Es ist das typische Drama eines zu schwachen Siegers: Erkönnte alles gewinnen, verliert aber wegen eines dummen Fehlersseine geniale Bowling-Hand. Die Verstümmelung großerTräume bringt ihn ins Elend, die Hakenprothese zerschlägtzusätzlich einiges Glas am Rande, auch die kosmetische Gummihandbietet Anlaßzu derben Scherzen. Der Name Munson entwickelt sichsogar zum Synonym für Verlierer.

An einem typisch miesen Tag, siebzehn Jahre nach Verlust der Hand,entdeckt Roy in der Provinz ein Bowlingtalent, das er zumeinträglichen Sieger aufbauen könnte. Allein, Ishmael istals Amish an die puritanisch strengen Regeln seinerGlaubensgemeinschaft gebunden. Er bowlt nur heimlich. FinanzielleSorgen des Dorfes lassen ihn trotzdem den Verlockungen eines alsAmish verkleideten Roys folgen: Der naive Ishmael kommt hinaus in dieWelt des professionellen Bowlens. Er läßt sich schnell zuvielen Lastern überreden, aber nur schwer zu einem gewitztenBetrüger ausbilden. Beim ersten Wettbowlen verliert derkriminelle Gegner neben Geld auch noch seine Freundin Claudia an Royund Ishmael. Ab jetzt sind sie ein Trio auf dem Weg zum großenFinale. In der Spielerstadt Reno wollen Roy und Ishmael eine Milliongewinnen, doch auch der siegesgewohnte Ernie McCracken ist unter denTeilnehmern.

Als wenig attraktive, von vielen belächelte Sportart, eignetsich Bowling vortrefflich für filmischen Spott. SchütteresHaupthaar, kräftige Bierbäuche und eine "Sportbekleidung"deren größte Attraktivität in der langen Lebensdauervon Kunststoffen liegt - so glorifiziert "Kingpin" seine albernenVerlierer. Gleichzeitig funktioniert die "erste Bowling-Komödie"vor der Folie des Billiardfilms "Die Farbe des Geldes" (fd 26 045).Wie einst Paul Newman, Tom Cruise und Mary Elizabeth Mastrantoniogeht das zerstrittene Trio seinen gemeinsamen Weg. Einige Szenenwirken als genaue kopierte Parodie. (Woody Harrelson wettetübrigens wieder, wie schon in "Weiße Jungs bringen'snicht" mit peinlichen Folgen.) Neben Scherzen über denaltertümlichen Amish-Dialekt ist auch die Wiederholung desScheunenbaus von "Der einzige Zeuge" sehr erbaulich. Ein kopierter"Beinschuß" aus "Die Reifeprüfung" wird durch massigKrampfadern auf das Niveau von "Dumm & Dümmer" gebracht.

Wie die Zitate sitzen auch die nicht überschwenglichhäufigen, aber treffsicheren Gags voll im Fettnapf. Im Vergleichzu "Dumm & Dümmer", bei dem die Farrelly-Brüderfür Buch (Peter und Bobby) sowie Regie (Peter) verantwortlichwaren, zeigt ihre zweite Regie "Kingpin" kein Dauerfeuer an Scherzen,die Komödie mit Kugel und Kegel kann sogar zeitweise mitelliptischer Erzählweise gefallen. Eine ausreichendsorgfältig gebauter Story liefert eine stabile Basis fürAlbernheiten. Die Macher des Films verfolgen dabei das Motto desunsympathischen, Big Ern genannten, Siegers Ernie McCracken: Ich bin(erfolgreich-) reich, ich brauche nicht rücksichtsvoll zu sein.Der Humor ist dementsprechend anzüglich, sexuell direkt undmöglichst unappetitlich: Ein in der Welt unerfahrener Ishmaelsetzt sich rücklings auf's Pissoir. Bauern, die sich beimentscheidenden Wurf nicht von weiblichen Reizen ablenken lassen, wirderfolgreich ein Schaf vorgesetzt. "Ein unmoralisches Angebot" -allerdings leicht verkehrt - unterbreitet man erneut Woody Harrelson.DaßIshmael bei Erwähnung vom "runden Ding mit dreiLöchern" entrüstet den Gedanken an seine Freundin Rebeccaabweist, paßt in die derbere Kerbe.

Vor allem anfangs kann die Handlung noch interessieren, dasschematische Happy-End enthält dann keine Überraschungmehr. Das Finale läuft ab wie im Sportfilm von der Stange.Ausgestattet sind diese, oft gesehenen Sportszenen jedoch mitunauffällig ekliger Häßlichkeit, besondersgeschmackloser Kleidung und affigen Siegerposen. Dünnes Haar,zuvor schlecht über die Glatze gelegt, steht hemmungslos zuBerge. Bill Murray zeigt Mut mit der Rolle des absolut negativenMcCracken. Die Wandlung des jüngeren Harrelson zumschmierbäuchigen Verlierer ist noch auffälliger.

Günter H. Jekubzik


Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik

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