Keiner liebt mich

Von Günter H. Jekubzik

Aachen. Doris Dörrie ist zurück: Nach dem großen Erfolg von "Männer" und zwiespältigen bis mittelmäßigen Spielfilmen wie "Ich und Er", "Geld" oder "Happy Birthday, Türke" realisierte die Filmemacherin mit der einfühlsam komischen Geschichte "Keiner liebt mich" wieder einen Volltreffer. Mit Maria Schrader in der Hauptrolle einer ungeliebten Dreißigerin startet "Keiner liebt mich" am Donnerstag in den deutschen Kinos.

Fanny Fink wird bald 30, umgibt sich überall mit Knochenmännern und anderen Todessymbolen. Ihr überlebens-großes Problem steckt in dem Spruch "Wenn eine Frau über dreißig ist, wird sie leichter von einer Atombombe getroffen, als daß sie einen Mann abbekommt". Verzweifelt sucht Fanny Hilfe bei Orfeo, eine der vielen eigentümlichen Gestalten in ihren Hochhaus. Der sich afrikanisch gebende Hellseher hetzt Fannys liebe-suchenden Blick trickreich auf den yuppie-dynamischen Hausverwalter Lothar Sticker, der hinter seiner freundlichen Fassade nur die Apartments räumen will. Mit Voodoo-Zauber und leicht tapsiger Raffinesse macht sich Fanny an den Falschen ran.

Doris Dörrie drehte "Keiner liebt mich" nach einer ihrer Kurzgeschichten, die unter dem Titel "Für immer und ewig" im Diogenes Verlag erschienen. Dörries Ziel "war nicht einen Film über Deutschland zu machen, sondern einen Film über Gefühle - füreinander und miteinander. Über die Sehnsucht, so geliebt zu werden, wie wir sind - während wir gleichzeitig jeden Kontakt mit anderen Menschen unterbinden."

Nachdem Fanny wiederum mit Voodoo-Zauber den falschen Mann verdaut hat, findet sie in der Freundschaft zum schwulen Orfeo, im Mitgefühl neue Lebensfreude und eine Alternative zu den ausgetrampelten Beziehungspfaden: Sie verliebt sich nicht, sie ist "verlubt". Doch immer noch hat die wilde Geschichte einige Überraschungen parat, es wird UFOs geben und sich lohnen auch bei "Keiner liebt mich", bis zum Ende des Abspanns im Kino zu bleiben. Viele Momente des Films prägen sich so nachdrücklich ein wie das Piaf-Chanson "Non, je ne regrette rien", das Fannys neue Lebenshaltung vertont: Ich bereue nichts.

Die schöne und traurig-schöne Komödie (in Köln gedreht, das Plakat-Motiv entwarf eine Aachener Designerin) schafft mit reizvoll ungewöhnlichen Gestalten, mit ganz leicht poetisch am Realistischen vorbeifilmender Kamera, eine besondere Atmosphäre. Da tänzeln die Menschen durch heruntergekommene, schäbig ockerfarbige Gänge. Sie treffen sich trotz aller Ausweichmanöver immer wieder in der Enge des Aufzugs. Szenenweise folgt der einfühlsamen Beobachtung ganz großes Kino mitreißender Bilder und eindringlicher Klänge.

"Keiner liebt mich" ist auch eine tolle Gelegenheit, Maria Schrader (als Fanny) mit ihrem Witz, ihrer nuancenreichen Mimik zu entdecken. Nach ihrer Theater-Karriere drehte die auffallende Schauspielerin, die in diesem Jahr 30 wird, mit Dani Levy "Robby Kalle Paul" und "I was on Mars" sowie zuletzt "Burning Life" von Peter Welz.


Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik

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