Just a Kiss

GB 2003 (Ae Fond Kiss) Regie: Ken Loach mit Atta Yaqub, Eva Birthistle 103 Min.

Das so tief Anrührende an dieser wunderbaren realistischen Romanze von Ken Loach ("My Name is Joe") ist nicht, dass sie wieder und immer wieder so aktuell ist mit diesem nur scheinbar einfach dummen Streit zwischen Menschen unterschiedlicher Herkunft. "Just a Kiss" zeigt als eines von ganz wenigen Werken wirklich Verständnis und Einsichten verschiedenster Seiten.

Wie ein pakistanischer Ladenbesitzer in Glasgow mittels Elektroschock pinkelnde Hunde erzieht, macht ihn direkt sympathisch. Doch auch nach diesem humoristischen Einstieg ist in der Familie von Tariq immer etwas los: Die junge Tochter rebelliert offen gegen die Traditionen und der Sohn Casim ist als DJ voll drin im modernen Leben der jungen Schotten. Als er sich in die katholische Lehrerin Roisin verliebt, bricht erst eine schöne Romanze aus. Doch die Doppelmoral mit der Casim sein Schwester aus Club schmeißt, sollte eine Frau vorsichtig machen. Und tatsächlich vergisst der junge Romeo zu erzählen, dass für ihn längst eine Heirat mit einer unbekannten Frau arrangiert ist.

Doch "Just a Kiss" wäre kein Film des engagierten und niemals aufgebenden Humanisten Ken Loach, wenn nicht auch die andere Seite ihre Probleme hätte. Der kirchliche Arbeitgeber Roisins will sie zwingen, ihre Liebe aufzugeben - oder Casim zu konvertieren! Dem pakistanischen Familienterror steht ein Priester aus dem Mittelalter gegenüber und alles ist viel nuancierter, als es diese paar Zeilen wiedergeben können.

Der Kampf um persönliche Freiheit und Liebe ist selten so einfach wie im Film. Doch ausnahmsweise erlaubt uns Ken Loach, mit den Liebenden zu bangen und immer wieder zu lachen. "Just a Kiss" ist eines dieser seltenen Geschenke des Kinos, das unterhaltsam in der Tradition der Aufklärung das Herz klug und glücklich macht.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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