Jenseits der Stille

BRD 1996, Regie Caroline Link, mit Tatjana Trieb, Sylvie Testud, Emmanuelle Laborit, Howie Seago, Sibylle Canonica, Hansa Czypionka u.a., 109 Min.

Schon die Eingangsszene nähert sich unauffällig dem Versuch an, die Welt der Gehörlosen "Jenseits der Töne" verständlich zu machen: Durch eine dicke Eisschicht ahnen wir, wie sich jemand dort oben auf Schlittschuhen vergnügt.

Während schon die ganz junge Lara ihre Eltern Kai und Martin umsorgt, nicht immer ohne Eigennutz bei Lehrern und Bankgeschäften dolmetscht, muß Martins Mutter verständnislos zusehen: Sie durfte damals nicht "die Zaubersprache der fliegenden Hände" erlernen. Jahre später in der großen Welt wird Lara noch vielen anderen Menschen begegnen, die auf die eine oder andere Weise an der Schwelle zwischen Ton und Stille lebten.

Die entscheidende Begegnung ist die mit ihrer Tante Clarissa: Beide werden sie ihr Herz für das Klarinettenspiel öffnen. Dies Instrument - das übrigens beide Namen in sich trägt - ist Symbol für Laras Emanzipation in die Welt des Klangs, jedoch für ihren Vater Martin Erinnerung an Isolation und Verständnislosigkeit auf Seiten seines Vaters. Während die geliebte Tochter Clarissa vorspielte, wurde der stumme Sohn Martin vom Vater weggesperrt. So muß der Vater Martin nicht nur mit den typischen Verlustängsten hinsichtlich einer heranwachsenden Tochter kämpfen. Obwohl die Rollen vertauscht sind, droht den Generationen wieder ein lebenslanger Bruch zwischen Tauben und Hörenden. Im Finale gibt es dann eine Prüfung im doppelten Sinne und ein in die Kamera gestikulierter Dank für's Kommen, den man gerne zurückgibt.

Neben vielen Details, die aufmerken lassen, hat "Jenseits der Stille" etwas, was für den deutschen Kinofilm nicht üblich ist: Gleichermaßen erzählerische wie bildliche Qualitäten. Die Glücksmomente der so ernsten Lara sind mit Kamera (Gernot Roll) und Musik (Niki Reiser) wirklich bewegend.

Günter H. Jekubzik

Fünf laute Klopfer (von fünf möglichen)

Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik

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