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Jakob der Lügner

USA/Fr 1999 (Jacob the Liar) Regie Peter Kassovitz, 120 Min. FSK ab 12

Jakob - der Lügenfilm

Ein jüdischer Witz um zu überleben ... Mit diesem Motto bereitete "Das Leben ist schön" von Roberto Benigni den Weg für eine gänzlich andere Holocaust-Darstellung. Hollywood wagte sich nun mit dem wohlgenährten Star Robin Williams an den Stoff "Jakob der Lügner" von Jurek Becker, der in der DDR schon unter der Regie von Frank Beyer auf ergreifende Weise verfilmt wurde.

Die Russen stehen nur 400 Kilometer vor dem Ghetto von Krakau! Das erfährt der Kartoffelpufferbäcker Jakob Heim als er zufällig beim Lagerkommandanten Radio hört. Das gibt Hoffnung, aber trotz aller Warnungen - Radios sind im Ghetto strengstens verboten - entsteht das Gerücht, Jakob hätte eines. Dabei versteckt er doch nur die kleine Waise Lina unter dem Dach.

Im dekorativen Studioghetto wird Geschichte komödiantisch und dramatisch nachgestellt. Grausamkeit und Gewalt ereignet sich meistens am Rande. Etwas jüdischer Ton dekoriert die Sprache und die Hintergrundmusik. Dramatisch praktisch ist der kurze Zwangsarbeitstag. Der Film aus Hollywood ist ein schonendes Produkt, eine Lüge. Er verschont vor Wissen, Erfahrung, Mitempfinden. Erzählt uns: Ist ja alles nicht so schlimm. Die Rettung ist nah. Aber Robin Williams ... Ja klar, mit ihm empfinden wir, wie man das unfaßbare Grauen, oder ein Hausmädchen-Transvestit oder einen Onkel Doktor für nur ein paar Millionen Dollar nachspielt. Welch eine Leistung bei dieser so persönlichen Motivation. Das sieht man dem Film an: Die Geschichte interessierte keinen! Die Kasse alle.

Man ahnt nur noch die Essenz des literarischen Stoffes von Becker wenn der Tod als Folge des Gerüchts eintritt, das virtuelle Radio andererseits aber auch Hoffnung gibt und dadurch rettet. Der eine stirbt an der Wahrheit, der andere an der Lüge - oder vielleicht doch am Nazi-Terror?

Interessiert nicht. Hoffnung - das kennen wir in Hollywood, da können wir was draus machen. So bleibt am Ende nur noch Spannung und Sentiment als Serienprodukt.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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