Die Jury

USA 1996 (A Time to kill) Regie Joel Schumacher, mit Matthew McConaughey, Sandra Bullock, Samuel L. Jackson, Donald und Kiefer Sutherland, 150 Min.

Die neue Grisham-Verfilmung verhandelt den Akt der Selbstjustiz eines schwarzen Amerikaners an den Vergewaltigern seiner zehnjährigen Tochter. Damit ist der Stoff in mehr als einer Hinsicht höchst interessant. Er startet kurz nach der Entdeckung der "Kinderschänder" in allen Medien und er rührt an das vielfach miserabel verfilmte Thema Bachmeier.

Es ist eindeutig "White Trash", weißhäutiger Abschaum, der die staubigen Straßen einer Siedlung von Schwarzen mit seinem Jeep heimsucht: Saufend, sabbernd und fluchend fallen die ekelhaften Typen dann über die kleine, sehr empfindsame Tonya her. Nach der Darstellung von Vergewaltigung und mißlungenem Mordversuch mit wirkungsvollen Andeutungen protokolliert Schumacher fast sachlich den weiteren Hergang. Wie Carl Lee Bailey, der Vater des Mädchens, bei dem ihm entfernt bekannten weißen Anwalt eindeutige Andeutungen macht, sich im Gerichtsgebäude einschließt und am Morgen der ersten Verhandlung die inzwischen gefaßten Vergewaltiger mit einem Maschinengewehr niedermacht. Hier allerdings führt der Film eine wesentlich drastischere Handschrift.

Nun übernimmt der junge Anwalt Jake Brigance die Verteidigung von Carl Lee. Obwohl dieser neue Klient noch weniger Geld als die bisherigen besitzt, obwohl die Familie und das neue, eigene Haus genügend Zeit fordern. Treibt Jake sein Schuldgefühl, weil er die ersten Andeutungen nicht der Polizei meldete, oder engagiert er sich, weil auch er eine junge Tochter hat? Jake läßt sich jedenfalls nicht vom Ku-Klux-Klan, nicht von extremen schwarzen Bürgerrechtlern und auch nicht von den vielen unschuldigen Opfern der Gerechtigkeitssuche bremsen.

Den unaufhaltsamen Ablauf beeinflussen viele Parteien: Ein scharfer Staatsanwalt braucht Wahlhilfe, genau wie der Richter. Die junge, geniale Jurastudentin will erstmals in der Praxis die Welt retten. Viele kleine Eitelkeiten gestalten den Weg der Gerechtigkeit. Während der ersten Hälfte fesselt eine atemberaubende Eskalation an allen schwarzen und weißen Fronten. Danach rückten Verteidigung und Gerichtsroutine in den Vordergrund, doch bis zum Happy End bleiben zweieinhalb Stunden packender Spannung, ohne daß Schumacher seinen faschistoiden Ausflug "Falling Down" wiederholt. "Die Jury" glänzt zudem mit über zehn hervorragenden Schauspielern (Matthew McConaughey als Verteidiger, Sandra Bullock als geniales Helferlein, Samuel L. Jackson als Angeklagter, Vater und Sohn Sutherland ...).

Günter H. Jekubzik

Vier zerkaute Fingernägel


Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik

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