Ist es leicht, jung zu sein?

UdSSR 1987, Regie Juris Podnieks

Die RückkehrRegie Tatjana Cubakova

Gibt es einen Zusammenhang zwischen filmischer Artikulation und nationalem Bewußtsein? Sicherlich, die Entwicklungen in der UdSSR zeigen dies wieder deutlich: 1987 waren die neuen und wiederentdeckten, alten Dokumentarfilme der Baltischen Sowjetrepubliken mit ihrer Reichhaltigkeit eigenständiger Kultur ein Ereignis, das weite Kreise zog. Heute sind Estland, Lettland und Litauen am weitesten auf dem Weg zur Unabhängigkeit fortgeschritten.

Im gleichen Zusammenhang kann "Ist es leicht, jung zu sein?" des Regisseurs Juris Podnieks (er drehte schon 1967 für lettische Wochenschauen) gesehen werden. Zufällig traf die Fertigstellung des Films mit den ersten Lockerungen des Demokratisierungsprozesses zusammen. Nur dadurch erreichte dieser 'Schlüsselfilm der neuen Aufrichtigkeit im sowjetischen Dokumentarfilmkino' die Öffentlichkeit, die ihn begeistert aufnahm: Über 26 Millionen sahen "Ist es leicht, jung zu sein?" bis Anfang 1988. In ihm werden Jugendliche gezeigt, die ein Rockkonzert in Ogri (Lettland) besuchten, das von vandalistischen Zerstörungen begleitet wurde. Vor Gericht wird sieben Jugendlichen der Prozess gemacht und vor der Kamera entsteht ihr Lebensgefühl, die Verzweiflung, in der verknöcherten Gesellschaft keinen Lebensraum zu finden. Sie äußert sich teilweise kreativ, aber auch selbstzerstörerisch.

Zu den bewegensten Momenten gehören die Gespräche mit jungen, aus Afghanistan heimkehrenden Soldaten. Sie sind Thema der beim Oberhausener Kurzfilmfestival ausgezeichneten Dokumention "Die Rückkehr" (auch "Heimkehr") von Tatjana Cubakova. Mit Interviews und schwarz-weißen Bildern von der Front werden die offiziellen Jubelberichte (de-) montiert. Wir erfahren hier erstmals ausführlich von den körperlichen und seelischen Verkrüppelungen des Afghanistan-Krieges (sie ähneln verblüffend den Folgen der Kriege des großen Gegners USA) und den Zweifeln am Kampf als 'internationale Pflicht'.


Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik

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