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Intimate Relations

Intimate Relations

GB/Kanada 1996. Produktion: Fox Searchlight. Produzenten: Lisa Hope, Angela Hart, Jon Slan. Regie: Philip Goodhew. Buch: Philip Goodhew. Kamera: Andres Garreton. Musik: Lawrence Shragge. Schnitt: Pia Di Ciaula. Darsteller: Julie Walters (Marjorie Beasley), Rupert Graves (Harold Guppy), Laura Sandler (Joyce), Matthew Walker (Stanley Beasley). 95 Min. FSK: ab 16 (beantragt). Verleih: Highlight.

Marjorie Beasley (Julie Walters) nimmt als einsame und sexuell frustrierte Hausfrau im England der Fünfziger gerne den jungen Soldaten Harold Guppy (Rupert Graves) als Untermieter auf. Es wird von ihr in jeder Hinsicht verwöhnt, muß dafür seine Wirtin allerdings "Mom" nennen. Bald erbettelt diese sich eine Liebesaffäre, die jugendliche Tochter Joyce erfährt davon und der kriegsversehrte Herr Beasley tut, als ob er nichts merkte. Der verzweifelte Harold wird schließlich von allen drei Familienmitgliedern erpreßt und kann sich nur noch mit Gewalt aus dieser Situation lösen. Das blutige Ende deutete sich jedoch schon sehr früh mit der Erwähnung von Harolds krankhaften Gewaltausbrüchen an.

"Intimate Relations" ist eine schwarze Komödie, die sehr bunt beginnt und blutrot endet. Das emotionale Trauerspiel bedient sich oft bösen Spottes, letztendlich überwiegt die düstere Stimmung. Vor allem die Parts von Marjorie und Harold sind hervorragend gespielt, die historische Ausstattung erfreut das Auge. Der in seinem Ansinnen sehr offene Film hat allerdings auch seine Schwächen, etwa die vorhersehbare Entwicklung im zu langen zweiten Teil.

Der Erstling von Goodhew blickt - basierend auf einem realen Geschehen - hinter die Scheinmoral einer äußerlich völlig asexuellen Gesellschaft. Die zu reine Fassade allein ruft schon - wie bei John Waters' "Serial Mom" - Ahnungen des Horrors hervor, der wahre Schrecken zeigt sich aber erst im Innenleben der Familie. "Beziehung" erweist sich als ein grausames System von Erpressungen. Da wo vor allem das us-amerikanische Kino sich in puritanischer Scheu von der faszinierenden und auch erschreckenden Vielfalt des Menschlichen fernhält, nimmt diese britische Produktion ein ganzes Stück weiter mit. So ist denn auch der Titel "Intimate Relation", der zur Handlungszeit ein Synonym für "sexuelle Beziehung" war, das Schamhafteste am Film. Obwohl die Ereignisse ungewöhnlich und auf viele auch schockierend wirken mögen, entstammen die Antriebe doch glaubhaft den beteiligten Personen, wirken nicht um des Effektes willen aufgesetzt.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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