Im Aufrag des Teufels
USA 1997 (The Devil's Advocate) Regie Taylor Hackford, mit KeanuReeves (Kevin Lomax), Al Pacino (John Milton), Charlize Theron (MaryAnn Lomax), Jeffrey Jones (Eddie Barzoon), 140 Min.
Er steht vor dem Spiegel und hier wird sein Leben eineentscheidende Wende nehmen. Kevin Lomax (Keanu Reeves) war in derProvinz zuerst Staatsanwalt, dann Verteidiger mit einereindrucksvollen Siegesserie. Jetzt erlebte er gerade, wie sich derAngeklagte, sein Klient, bei der Zeugenaussage des sexuellmißbrauchten Mädchen selbst befriedigt. Lomax ist sauer,ihm stinkt der Job mit solchen Ekeln. Doch ein befreundeterJournalist kommt in den Waschraum und stachelt den jungen Anwalt zueinem weiteren eindrucksvollen Erfolg an.
Bald erhält er die lukrative Einladung eines großen NewYorker Anwaltsbüros. Lomax strenggläubige Mutter warnt vordem verruchten Babylon, doch seine ehrgeizige Frau Mary Ann (CharlizeTheron), erregt die Vorstellung des Karrieresprungs. Bei seinerersten neuen Aufgabe, der Auswahl einer Jury, verblüfft Lomaxmit einer erstaunlichen Menschenkenntnis. Noch erstaunlicher wirkenFreundlichkeit und Andeutungen des Chefs der Kanzlei. John Milton (AlPacino) trägt nicht nur einen bedeutungsvollen Namen, jederseiner Sprüche und Handlungen weist auf Größeres hin.
Generell ist alles in diesem Film eindrucksvoll, rätselhaftoder großartig. Die luxuriösen Wohnungen der Anwälte,das intime Leben in der Firma oder das Spiel mit den Elementen vordem Büro Miltons. Es ist eines der großen Probleme desFilms, daß er sich nie zurückhalten kann. Schon im Titelwird der Clou verraten, unzählige Andeutungen tun geheimnisvoll,letztlich bleiben jedoch gerade mal zwei Überraschungenübrig. Und auch nur zwei Schauspieler sind gut, allein dieSzenen mit Pacino und Reeves funktionieren mit scharfen, stellenweiseintelligenten Dialogen. Pacino gibt eine sehr interessante Figur ab -selbst ohne die Abgründe, die bald aufgetan werden. Andererseitsgerät der Film auch oft zu einer überzogenen Pacino-Showmit digitaler Unterstützung.
Die Mischung von realistischer Spannung im geheimnisvollenAnwaltsbüro mit drastischen Horrorelementen läuft ganz undgar schief. Vielleicht liegt es an Charlize Theron, der MaryAnn-Darstellerin. Aber auch die Reaktion ihrer Figur, derplötzliche Wandel von karrieregeiler Gattin zum verstörtvereinsamten Weibchen ist kaum nachvollziehbar. Während dieSoundeffekte höllisch funktionieren, sind die digitalen Effekteteilweise sehr schwach - die Köpfe und Körper heben sichmit einem deutlichen Rand vom Hintergrund ab.
"Im Auftrag des Teufels" erinnert - wohl bewußt - an vieles:"Rosemaries Baby", "Die Firma"und mit ihrem Sprachwirrwarr erscheint die Stadt tatsächlich alsBabel. Der Blickwinkel auf die Ereignisse bleibt provinziell,kleingeistig und puritanisch. Aber selbst diese, wenigstens deutlichePosition traut sich der Film dann doch nicht ganz. Über dasmiese Ende lacht sich Pacino selbst beim letzten Wendepunkt kaputt.
Günter H. Jekubzik
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