Das Irrlicht

Fr 1963 (Le feu follet) R+B: Louis Malle, 108 Min. OmU

Der Film und der Tag für Alain Leroy (Maurice Ronet) beginnen kurz nach einem "kleinen Tod". Der trockene Alkoholiker Alain trennt sich von der liebevollen, besorgten Freundin, kehrt in seine Klinik zurück. Danach besucht er alte Bekannte in Paris (Jeanne Moreau in einer kleinen Rolle), fragt sich immer wieder ungläubig, wie Menschen mit solcher Sicherheit, mit solcher Ruhe leben können. Alain sucht, hat aber schon in den ersten Szenen die Zeit in Form seiner Uhr als Trinkgeld aufgegeben.

Eine immer präsente Selbstentfremdung, die bedrückende Unfähigkeit, (Dinge) zu fühlen und Kontakt zu Mitmenschen zu empfinden, zeigt Malle auch über viele Spiegel in der Selbst-Distanzierung Alains. Zwei Klavierstücke Erik Saties lassen den Film zwischen tiefem Pessimismus und Hoffnung schweben. Doch Alain erreichen Angebote von Liebe und Freundschaft nicht mehr. Dabei ist der Alkoholismus nur Symptom tieferen Leidens.

Louis Malle realisierte "Das Irrlicht" (mit dem jungen Volker Schlöndorff als Assistent) nach dem Selbstmord eines Freundes und nach Pierre-Eugene Drieu la Rochelles gleichnamigen Roman. Mit dem Hauptdarsteller Maurice Ronet, der eine atemraubende Präsenz auf der Leinwand entwickelt, verband Malle seit den Dreharbeiten zu "Fahrstuhl zum Schafott" eine enge Freundschaft. Bestandteile eines sehr intensiven Films, dessen existentielles Innenleben auch in der Wiederaufführung nach dreißig Jahren zeitlos wirkt.


Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik

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