L'honneur de ma famille

Fr 1997 (L'honneur de ma famille) Regie Rachid Bouchareb, 89 Min.

Im Norden Frankreichs, der ja immer wieder besonders realistischeFilme auf die Leinwand bringt, wohnt Nora mit ihren Eltern in einernordarabischen Gemeinschaft, wo bis auf das Wetter vieles an dasMittelmeer erinnert. Die junge Frau LEBT allerdings eine ganz andere,eine typische Jugend der Provinz. Sie jobt in einer Disco hinter derGrenze in Belgien und macht ihren Eltern weiß, die Arbeit imKrankenhaus erfordere so viele Nachtschichten. Denn mit solch einerTätigkeit wäre sie beim Vater sofort als "Hure"abgestempelt.

Mit der selbständigen Freundin und Kollegin Caroleträumt Nora von der großen Indienreise. Einen VW-Bulli undeinige Francs haben sie schon zusammengespart. Doch Carole gibt ihrPortemoine ebenso schnell wie ihr Herz an einen Mann, der ihr vielverspricht. Als Nora nun noch schwanger wird, sieht es noch dunkleraus in Nordfrankreich. Mit Hilfe der sich ambivalent verhaltenenMutter soll der etwas beschränkte Sohn einer Geschäftsfrauals Verlobter gewonnen werden. Eine Hochzeit könnte die Ehre derFamilie (L'honneur de ma famille) retten. Nora fügt sich in denPlan, doch schwieriger als der Test auf Jungfräulichkeit und derAnblick eines rosaroten Plüsch-Brautzimmers wiegt die Abneigunggegenüber den einengenden Traditionen.

Ähnlich leicht und komödiantisch wie"Das Hochzeitsbankett" vonAng Lee erzählt Bouchareb vom schweren Leben zwischen denKulturen. Es verläuft mit Schrammen und Wunden - nichtzufällig treffen sich alle irgendwann im Krankenhaus.

Schon 1990 gelang Bouchareb ein solch hervorragender Film: "Cheb -Flucht aus Algerien" handelte von einem jungen Franzosen, der inAlgerien zum Militär eingezogen wird, obwohl er seit seinemerstem Lebensjahr in Frankreich lebt. Zusammen mit einem Mädchenstartet er eine abenteuerliche Flucht durch die Wüste.


Eine Kritik von Günter H.Jekubzik

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