Hurricane

USA 1999 (The Hurricane) Regie Norman Jewison, 130 Min.

Fight um Freiheit

Jetzt kommt die Geschichte von Hurricane - nach dem Bob Dylan-Song auch ins Kino: Der sehr erfolgreiche Profiboxer Rubin "Hurricane" Carter wird 1966 wegen dreifachen Mordes zu drei mal Lebenslänglich verurteilt. Die Polizei suchte "zwei Schwarze in einem weißen Auto - egal welche." Der Schwarze Rubin Carter (Denzel Washington) landet wieder durch weißen Haß und weiße Justiz im Gefängnis - diesmal anscheinend für immer. Doch der Film zeigt von Anfang an zwei Kämpfe: Den im Ring und neun Jahre später in der Gefängniszelle den um ein Manuskript. Hurricane, der sich nach harter Kindheit zum "Krieger und Gelehrten" bildete, veröffentlicht seine Lebensgeschichte unter dem Titel "Die 16. Runde". Dieses Buch sucht sich den jungen, begabten Schwarzen Lesra Martin aus, der erst unter der Obhut von drei sozial engagierten weißen Kanadiern lesen lernte. Lesra entwickelt sich an der Entwicklungsgeschichte Carters. Aus diesem, seinem ersten Buch erwächst eine intensive Beziehung zum inhaftierten Hurricane und schließlich rollt Lesra mit Hilfe der unglaublichen Freundschaft seiner Paten den Justizirrtum nochmals auf.

Der Regiesenior Jewison engagiert sich mit einer anfangs packenden Inszenierung gegen den Rassismus - wie schon 1966 in seinem Klassiker "In der Hitze der Nacht". Neben der eleganten Verbindung der Lebensgeschichten von Rubin und Lesra beeindruckt vor allem das Schauspiel von Denzel Washington. Klar: Washington könnte auch mit einer pantomimischen Darstellung der Gelben Seiten faszinieren. In Berlin erhielt er für "Hurricane" den Silbernen Bären, in den USA den Golden Globe und für den Oscar als Bester Hauptdarsteller ist er auch Favorit.

Der von allen - auch den Ringrichtern - betrogene Hurricane fegt im Box-Kampf Schwarz gegen Weiß haßerfüllt seine Gegner aus dem Ring. "Ich sprach Haß," lautet die Selbsterkenntnis. Monate in der Einzelzelle bringen ihn an den Rand des Wahnsinns, mit - sehr eindringlich inszenierten - Selbstgesprächen. Indem er alle Bedürfnisse und Wünsche negiert, schafft er sich in der Haft seine eigene Freiheit - allerdings auf Kosten einer Trennung von seiner Frau. Erst die Begegnungen mit Lesra öffnen den selbstzentrierten "Buddha" wieder für andere Menschen. Leider geht dem engagierten Film da in der letzten Runde der inszenatorische Atem aus: Der Fall wird nochmals aufgerollt und läßt bei der üblichen Recherche-Routine keinen Raum mehr für innere Entwicklung. Das ist dann weder richtig gefährlich oder spannend. Die drei kanadischen Gutmenschen (u.a. Deborah Kara Unger) bleiben als Personen uninteressant. Rod Steiger sieht man wieder als einzigartig selbstherrlichen Richter und am Ende wird alles gut. Nur der Film war vorher besser.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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