Hotel Ruanda

Südafrika, Großbritannien, Italien 2004 (Hotel Rwanda) Regie: Terry George mit Don Cheadle, Sophie Okonedo, Joaquin Phoenix 121 Min.

Dass Geschichte sich wiederholt, ist eine Phrase über die man diskutieren könnte. Wenn man allerdings einen derart erschütternden Film über den Völkermord der Hutu wie "Hotel Ruanda" durchlebt, während im sudanischen Dafur Ähnliches erneut passiert, ohne dass die Weltöffentlichkeit eingreift, muss man am Entwicklungsstand unserer Zivilisation (ver-) zweifeln.

Im Jahr 1994 wurde eine Millionen Tutsi von der Bevölkerungsgruppe der Hutu in Ruanda brutal abgeschlachtet. Der packende Film von Terry George zeigt den Hotelmanager Paul (Don Cheadle) mitten im Völkermord als Retter hunderter Menschen. Es ist die wahre Geschichte von Paul Rusesabagina, der zurzeit auch den erfolgreichen Film begleitet.

Immer hilfsbereit den Großen aus Politik, Militär und Geschäft zur Seite, ignoriert Paul die überdeutlichen Zeichen eskalierenden Hasses. Da hat der Getränkelieferant eine Kiste Macheten im Sortiment: Für ein Paar Cents das Stück von den Chinesen gekauft und später die grausame Waffe des rasenden Mobs. Doch Paul hält sich raus und sammelt wie ein Opportunist Gefallen bei den Mächtigen. Bis die Gewalt der Hutu ausbricht und immer mehr Tutsi aus der Nachbarschaft Schutz suchen, beim "einzigen Hutu, dem sie trauen können". Denn Paul ist mit einer Tutsi verheiratet. In schrecklich ausweglosen Situationen erweist sich der tragische Manager des unwahrscheinlichen Überlebens immer mehr als Retter, der wie Schindler unter den Nazi schließlich über tausend Menschen retten konnte.

Ein Film über solch ein Grauen kann nicht gut ausgehen, doch "Hotel Ruanda" schafft es, das Leiden zu vermitteln und sein Publikum nur bis an die Grenzen des Erträglichen mitleiden zu lassen. Das Gezeigte erschüttert und erzeugt - auch angesichts der gleichen Situation jetzt in Dafur - Wut über die Weigerung westlicher Regierungen zu helfen. Ein Insider erklärt lakonisch, die Belgier hätten als Kolonialherren die Unterscheidung zwischen Hutu und Tutsi ziemlich willkürlich eingeführt. Während die Straßen bis zum Horizont voller Leichen liegen, retten ausländische Truppen nur ihre Landleute, die Ruander sollen sich weiter gegenseitig umbringen, dort gibt es ja kein Öl ...

Nach der wahren Geschichte von Paul Rusesabagina sowie dem Drehbuch von K. Pearson und Terry George wird mal nicht aus der Perspektive eines erfolglos hilfsbereiten Weißen erzählt. (Nick Nolte spielt diese Nebenrolle eines zur Passivität gezwungenen UN-Offiziers zurückhaltend verzweifelt. Joaquin Phoenix und Jean Reno stehen mit ihren Kurzauftritten wohl vor allem für die gute Film-Sache ein.)


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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