Honey Baby

BRD 2004 (Honey Baby) Regie: Mika Kaurismäki mit Henry Thomas, Irina Björklund, Helmut Berger, Bela B. Felsenheimer, ca. 100 Min.

Auf die Gefahr hin, sich zu wiederholen: Dies ist ein Film von Mika Kaurismäki, nicht vom großen Bruder Aki. Während letzterer als Regisseurs des trockenen Humors sowie liebevoll lakonisch gezeichneter Seelen- und Soziallandschaften zu den All Time-Meistern seiner Kunst gehört, ernährt sich Mika mal schlecht, mal recht mit Road Movies vom Euro-Pudding. Mit "Honey Baby" reist er im Baltikum näher an der finnischen Heimat herum, schafft einige reizvollere Exemplare der Gattung "Schräge, kaputte Typen" und erinnert im Finale an ganz große Kunst.

Die verrückte Blonde und der Künstler mit dem gebrochenen Herzen. Dieses Klischee wird im Laufe der Reise mit einem antiken Mythos zusammenprallen und nur der launige Erzählstil Mika Kaurismäkis sowie das kühl-skurrile Setting rund um die Ostsee geben diesem Road Movie ins Totenreich etwas eigenes Reizvolles.

Sie ist sein größter Fan, aber auch weit und breit der einzige. Seine Konzerte sind mäßig besucht und werden bald sowieso durch den Promoter irgendwo in Deutschland abgesagt. Natasha (Irina Björklund) ist nicht nur Fan, sie ist auch Flüchtling, Wohlstandsflüchtling. Denn ein reicher Ehemann aus Deutschland (Helmut Berger in seltenem Auftritt) hätte ihr einen westlichen Pass verschafft, aber ohne Liebe wollte sie doch nicht. Nun sind die Häscher des beleidigten Fast-Gatten hinter ihr her. Und auf der Flucht gerät sie immer wieder an den amerikanischen Rocker Tony Brackett (Henry Thomas) - erst geraten sie aneinander, dann kommen sie zusammen. Etwas Poesie, Romantik beim Nachtlager am Ostsee-Strand und ein kultiger DS-Kombi. Dieser Trip mit viel Alk und wenig Benzin sieht gut aus, macht einen Abstecher beim Wanderzirkus, reist als Motorrad-Gespann weiter. Kaliningrad, Vilnius, Riga, Murmansk. Bis zum bitteren Ende - und jetzt kommt der Mythos mit dem Holzhammer. Tony, fast tot, schleppt sich in eine Hades-Disco, um seine Eurydike zu retten. Er singt zwar nicht, dafür erklingt coole Club-Musik zum grandiosen Setting, während das Paar die endlose Treppe in die Freiheit empor steigt. Diesmal zwar kein Blick zurück, aber in den Spiegel. Keine Mänaden zerreißen ihn, Bienen werden dem beim Imker aufgewachsenen zum Verhängnis.

Sinn macht dies "Honey Baby" nicht immer, Spaß manchmal. Wie gesagt, Kaurismäki ist nicht Kaurismäki, Mika nicht Aki, aber man kann sich diesen Mika ruhig ansehen.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

realisiert durch

Ein Service von

arena internet service

FILMtabs-Logo