Himmlische Premiere: Engel des Schreckens

Große Premiere für sympathischen, kleinen Film

Von Günter H. Jekubzik

Aachen. Roter Teppich, Blitzlichtgewitter, ausverkaufter Riesensaal. Während die Berlinale sich mit diesem gewöhnlichen Rummel verabschiedete, feierte das gleiche Szenario in Aachen die Weltpremiere eines jungen Regietalentes. Thorsten Wissmanns "Engel des Schreckens", ein lokalisierter Low-Budget-Film frei nach Edgar Wallace, erlebte im Cinekarree vor über 500 Zuschauern eine himmlische Premiere.

Die Handlung bot die von Fuchsberger, Kinski und Co. bekannten kriminellen Elemente: Nach zwei mysteriösen Todesfällen ist die junge Gwen Malone Erbe eines Vermögens und nach Meinung des Anwaltes Jo Fuchs nächste auf der Liste des Mörders. Denn das hinterhältige High Society-Biest Marie Dumont vertritt mit Nachdruck und eisigem Lächeln die Ansicht, ihr stände das Erbe zu. Das hört sich stilecht nach trivialem Thriller an, hier spricht (die Feder) von Edgar Wallace, dessen "Angel of Terror" frei Vorlage war. Das hochprofessionelle Plakat verspricht "Finstere Halunken, grundgute Helden, unechte Blondinen sowie hinterlistige Gefühle", und der junge Regisseur Thorsten Wissmann meint bescheiden, es sei "Trash".

70 Minuten dauerte der Spaß mit vielen witzigen Ideen und reichlich Lokalkolorit: Aachener Printen AG, Cappucino-Carré, Schloss Grünau im Preusswald, der Würger von der Hotmannspief. Thorsten Wissmann legte damit seine Abschlussarbeit an der FH Design vor. Eine Arbeit über viele Monate, mit enormem Engagement und fast ohne Geld. Zumindest das Brot des Künstlers gab es reichlich: Anhaltender Applaus im Cinekarree. Leo Stürtz, Geschäftsführer des Cinekarrees, brauchte seine mutige Initiative nicht zu bereuen, seinen größten Saal zur besten Kinozeit dem lokalen Nachwuchs zur Verfügung zu stellen.

Ein sichtlich gerührter Regisseur dankte auf der Bühne allen Mitwirkenden, die sämtlich auf Honorare verzichtet haben. Dank Wissmanns Produktions-Partner Hermann Lorsbach, der auch schon Premieren für millionen-schwere Filme organisierte, ging der perfekte Feier-Abend weiter am Büfett in der Erholungsgesellschaft und bis tief in die Nacht im Quo Vadis, wo der Hauptdarsteller Jörg Polzin ansonsten bedient. Es gab die seltene Gelegenheit, Filmstars wie dem schrillen Szene-Star Frau Roemer ganz nahe zu kommen.

Nach dem enthusiastischen Premieren-Rausch hofft man bei Thorsten Wissmann nun auf den gewaltigen Schritt vom Abschlussfilm, der auch immer eine Visitenkarte ist, zum nächsten Werk in professioneller Umgebung. Und der folgenden, rauschenden Premierennacht.
(Aufgrund des Erfolges gibt es eine Zusatzvorstellung am 23.2. im Cinekarree, Beginn 20 Uhr)

Foto: Joerg Polzin als Anwalt Jo Fuchs


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

realisiert durch

Ein Service von

arena internet service

FILMtabs-Logo