High Fidelity

GB 2000 (High Fidelity) Regie Stephen Frears, 114 Min.

Nick Hornby ist ein beliebter Autor, der alle Leidenschaft zwischen Fußball und Schallplatten aufteilt. Für Frauen bleibt da wenig Raum, weshalb die Beziehungen seiner Figuren auch immer problematisch sind.

Die völlig ernst gemeinte Ausgangsfrage bei "High Fidelity" lautet folgerichtig: "What came first - Music or Misery?" Was war zuerst - die Musik oder das Elend? Das aktuelle Elend für den Antihelden Rob Gordon (John Cusack) heißt Laura (Iben Hjejle aus "Mifune") und ist Anlaß für äußerst komische Erinnerungen an Robs Top 5 der unangenehmsten Trennungen. Laura hat es übrigens nicht in die Top 5 geschafft - bätsch!

Tagsüber jammert Rob in seinem eigenen Plattenladen herum. Mit den zwei Angestellten Dick und Barry bildet er eine Geschmackselite, die nur verkauft, wenn sie gerade in der Laune ist und wenn sich der Kunde ihre Wertschätzung verdienen kann. Auch die super gespielten Musikladen-Mutanten Dick und Barry (Todd Louiso, Jack Black) stellen Listen von allem und für alles auf, wobei eine klare Geschmackslinie das Wichtigste ist. Der selbstironische Männer- und Musikfilm läßt mit einer Unmenge von angespielten und blitzartig anzitierten Songs die Zeiten von Vinyl und selbst zusammengestellten Tapes aufleben, die 80ger halt.

Rob, der mittelmäßige Jammerlappen ohne Selbstbewußtsein, sortiert derweil mal wieder - wie immer in Krisenzeiten - seine Plattensammlung, diesmal autobiografisch. Ausgerechnet mit dem laut liebenden Nachbarn und Konflikt-Bewältiger Ian (ein herrlich schmieriger Tim Robbins) mußte Laura abhauen. Ihre Freundin Liz (Johns Schwester Joan Cusak) macht Rob auf unmißverständliche Weise zusätzlich Feuer unterm Hintern. Es ist ein elendes Elend - und es ist wunderbar komisch!

Ich kann die von Hornby gepflegte Gemütshaltung zwar nicht ertragen, Frears Film ist aber trotzdem sehr, sehr witzig. Vor allem die pointierte Montage der verschiedenen Erzählebenen unterstützt das treffliche Schauspiel Cusaks. Wie Rob seine Geschichte in die Kamera spricht, ist eine geniale Show. John Cusak steht diese pubertäre Rolle perfekt. Da stört es kaum, dass der Stoff des Briten Hornby ins amerikanische Chicago transponiert wurde. Nach dem abgedrehten Erstling "Fever Pitch" steht nun auch sein dritter und bislang letzter Roman "About a boy" zur Verfilmung an.

In meiner Liste der fünf besten Filme über Musikverrückte ist "High Fidelity" ganz oben. Dazu kommen "Grace of my heart" (unbedingter Platz eins), Robert Franks "Candy Moutain" (mit Tom Waits), "32 Variationen über Glenn Gould" (Dank an dramatische, bachvermittelnde Ex-Cellistin mit Gould-Postkarte im Zimmer) und der schändlich mißachtete "Year of the Horse" (Jim Jarmusch filmt Neil Young beim Gitarrenkampf gegen das Altern) ....

http://www.highfidelity.movies.com


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

realisiert durch
Ein Service von
arena internet service
FILMtabs-Logo