Helden wie wir

BRD 1999 (Helden wie wir) Regie Sebastian Peterson, 93 Min. FSK ab 12

Nach dem Erfolgsroman von Thomas Brussig ("Sonnenallee") setzt Sebastian Peterson ("Fake!") in seinem Kinoerstling eine satirische DDR-Biografie kongenial in einen mal feinen mal groben Filmspaß um. Klaus Uhltzscht hat die russischen Panzer, die 1968 auf dem Weg sind, den Prager Frühling nieder zu schlagen, als Geburtshelfer. Auch später läßt den naiven Knaben die Historie seines auf der Schulkarte roten, also guten Landes nicht los. Detailliert notiert er nächtlich die Vorgänge im Nachbarhaus. Ein Problem, weil dort die Staatssicherheit wohnt. Erst als er selbst in die Stasi eintritt, merkt Klaus (Daniel Borgwardt), wo sein Vater das Brot verdiente. Mit glasklaren Einsichten - "Jede leere Seite ist ein potentielles Flugblatt" - verblüfft er gleichermaßen Vorgesetzte und Protestler im Untergrund. Eine Blutspende für Erich Honecker hat enorme Folgen, die letztlich zum Sturz der Mauer führen.

Die Gechichtsstunde Petersons ist so spaßig wie ein rückwärts laufender Unterrichtsfilm. Mit vielen Originaldokus erhält der phallische Mauerfall im Vergleich zum ruppigeren Vorlage Brussigs eine andere Tonart, wird zum modernen Schelmenroman.

Technisch ist "Helden wie wir" ein Meisterwerk im Stile der historisierenden Nachdrehs bei "Forrest Gump": Der Film ist aus einem Guß. Dokumentarisches aus der Nacht des Mauerfalls, bewegende Kinderromantik auf OrWo-Film und Spielszenen fließen unauffällig ineinander. Exkursionen über das Wesen der "Flachschwimmer" und Auftritt von "Rotfront Teddy" Ernst Thälmann als riesigem Teddy-Bär vermitteln und parodieren trefflich eine Ost-Biografie.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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