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Halloween: H20

Halloween H20: Twenty Years Later

USA 1998. Produktion: Nightfall Productions, Dimension Films.Produzenten: Moustapha Akkad, Paul Freeman (II), Cary Granat, BobWeinstein, Harvey Weinstein, Kevin Williamson. Regie: Steve Miner.Buch: Robert Zappia (Story), Matt Greenberg, Kevin Williamson (ohneErwähnung). Kamera: Daryn Okada. Musik: Marco Beltrami, JohnCarpenter, John Ottman. Schnitt: Patrick Lussier. Darsteller: JamieLee Curtis (Laurie Strode/Keri Tate), Adam Arkin (Will), JoshHartnett (John), Michelle Williams (Molly), Adam Hann-Byrd (Charlie),Jodi Lyn O'Keefe (Sarah), Janet Leigh (Norma), LL Cool J (Ronny),Joseph Gordon-Levitt (Jimmy), Nancy Stephens (Marion Wittington),Brandon Williams (Tony), Larissa Miller (Claudia), Emilee Thompson(Casey), Matt Winston (Matt), Beau Billingslea (Fitz). 85 Min. FSK:??. Verleih: Kinowelt.

"Halloween" ist als eine der populären Horrorserien -zusammen mit "Nightmare" und "Freitag, der 13." - in die Jahregekommen. Genauer gesagt, ins Zwanzigste, wie der Titel betont: "H20"ist als "Age Twenty" also "Alter Zwanzig" auszusprechen. ZwanzigJahre und sechs Kinofilm-Folgen nach den ersten Messerstichen deserwachsenen Michael Myers leitet das Serienopfer Laurie Strode (JamieLee Curtis) unter neuem Namen als Keri Tate ein Internat. Wiedersteht Halloween mit angsteinflößenden Verkleidungen undwilden Feiern bevor. Während fast alle Schüler dieGebäude verlassen, verabreden sich zwei Pärchen zu einerheimlichen Party. Unter ihnen befindet sich auch Lauriessiebzehnjähriger Sohn John (Josh Hartnett), der stark unter derextremen Vorsicht seiner von Ängsten verfolgten Mutter leidet.Die Ereignisse der Vergangenheit machten aus Laurie einetablettenabhängige und alkoholgefährdete Kundin derPsychiatrie. Währenddessen erfuhr Michael Myers aus denUnterlagen des verstorbenen Dr. Loomis (der Tod desLoomis-Darstellers Donald Pleasance erfordert diese Konstruktion) dieneue Identität seines alten Opfers und machte sich reflexartigauf seinen mörderischen Weg. Der Wärter am Schultor wirdwegen Nachläßigkeit und erotischen Lyrik-Versuchen ebensoabgestraft wie die Teenager bei ihren heimlichen sexuellenAmbitionen. Nachdem klar ist, wer in dem abgeschlossenen Gebäudenächtlich sein Unwesen treibt, faßt die bislangschreckhafte Laurie den Entschluß, "sich dem Monster zustellen". Einige Verfolgungen, Schußwechsel, blutigeMesserstechereien und Prügelszenen später besiegt Laurieihren Verfolger auf so drastische Weise, daß es den Autoren vonFortsetzungen schwer fallen wird, Myers wiederzubeleben.

Carpenters "Halloween" aus dem Jahre 1978 stellte einenbemerkenswerten Moment der Filmgeschichte dar: KonsequenteHorror-Spannung und ein kaum zu stoppender Mörder, der in denkommenden Folgen eine übersinnliche Aura bekam, sorgten fürden enormen Kassenerfolg einer Low-Budget-Produktion und startetenJamie Lee Curtis' Karriere. (Ihre Mutter Janet Leigh hat als Ur-Opferschrecklicher Psycho-Messerstechereien einen witzigen Kurzauftrittals Sekretärin - nicht unter der Dusche!) Aus dem dahinrandständigen Teen Slasher-Genre erwuchs eineunübersichtliche Reihe vermummter und vernarbterKino-Serienmörder. "Halloween: H20", in den USA auch "Halloween7" genannt, überspringt nun weitgehend die schwachen fünfFortsetzungen. Im Gegensatz zum selbstreflexiven Serienhöhepunkt"Freddy's NewNightmare" ist dem humorlosen Drauflosstechen nichts Neueseingefallen. Innovation heißt hier, ein Messer als Mordwaffedurch einen Schlittschuh zu ersetzten. "H20" ist Horror dereinfältigen Art: Unbegründet bleiben das Licht und der Rufum Hilfe aus.

Nicht nur sein Genre Horror kennzeichnet "Halloween: H20".Speziell die Produktionsfirma Dimension Films, die mit "Scream"einen postmodernen Horrorspaß erfolgreich lancierte, scheint invielen Nachfolgern das Genre auf besonders banale Weiseauszuschlachten. Die Serientäter von Dimension Film haben"Halloween" radikal auf seine Grundprinzipien Bedrohung, Verfolgungund Erlösung reduziert. Kaum relevante Einführung, keinabmildernder Ausklang. Ein witz- und kopfloses Horrorschema ohne neueDimensionen. Statt Variation der Regeln erfolgt nur schematisiertes"Abstechen" der notwendigen Stationen - auf einem aufwendigenProduktionsniveau, daß keine Experimente zuläßt. DerSubtext von ungehörigen Teenagern, deren heimlicher Sex umgehendbrutal und blutig bestraft wird, ist Standard. Selbst Laurie, diemoralische Aufsichtsperson einer Bildungsanstalt, muß sich alsUnverheiratete in den Vierzigern noch diskret mit einemLehrerkollegen treffen und sich danach in zwangsläufig dem"Eindringen" der Messerstiche erwehren. Auch die alteSyntheziser-Melodie von John Carpenter wurde aufgegriffen und diesesimple Notenschleife erweist sich als das eindringlichste Element desnur mäßig spannenden Films. (Derweil macht sich Carpenterselbst mit einem blutleeren Versuch am Vampirgenre zu schaffen.) Dasmordende Wesen Myers, im Abspann "The Shape" genannt, bleibt imwahrsten Sinne des Wortes blaß. Steve Miner, dessenRegiekarriere neben "Warlock" und "Forever Young" von Fortsetzungen("Freitag, der 13." Teil 1 und 2) und Remakes ("Mein Vater der Held")bestimmt ist, leistete reizloses Handwerk. Insgesamt fällt"Halloween: H20" weit hinter die zuletzt gesehenen Verfeinerungen desGenres zurück. Nicht mal eine Steigerung der Spannung mit nurangetäuschten Schreckmomenten wird besonders effektiv angewandt,ganz zu schweigen von selbstreflexiven Elementen. Bis kurz vor demEnde. Dann zeigt wenigstens die Hauptfigur Laurie, daß sieetwas aus den bisherigen Folgen gelernt hat: Mit einer erstaunlichenKompromißlosigkeit beendet sie in überraschend schnellerFolge die mehreren Leben des unmenschlichen Killers.


Eine Kritik von GünterH. Jekubzik

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