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Guantanamera

Spanien/Kuba/BRD 1995, Regie Tomás Gutiérrez Alea, Juan Carlos Tabío, 101 Min.

Verfallene Häuser, Benzinrationierung, Stromausfall, Schnellstraßen voller Schwarzhändler, Eselskarren und rußender Diesellaster: Das ist Kuba wie es kaum gezeigt wird. Das ist vor allem das Kuba des zur Zeit renommiertesten Regisseurs Alea, der mit "Erdbeer und Schokolade" auch international berühmt wurde. Seine ambivalente Haltung zu Land und Staat spiegelt "Guantanamera" sehr schön wieder, eine Komödie mit tragischen Einlagen. Das verbrüdernde Lachen mit den eigenen Unzulänglichkeiten.

Die berühmte Sängerin Yoyita kehrt nach fünfzig Jahren in ihren Heimatort Guantánamo zurück, trifft ihre Nichte Georgina, ihre alte Liebe Cándido und stirbt plötzlich in dessen erster Umarmung. Die langwierige Überführung der Leiche nach Havanna bringt die Angehörigen im Auto zusammen, bietet aber auch Georginas Mann, dem staatlichen Leichenbestatter Gelegenheit, einen verrückten Plan umzusetzen. Nach seiner ökonomischen Theorie läuft ein Staffellauf verschiedener Leichenwagen einzelner Bezirke ab, weil dies - völlig abwegige - Konzept Benzin sparen soll. Der verschrobene Bürokrat verliert vor lauter Ehrgeiz menschlichen Anstand und auch seine Frau, denn die ereignisreiche Reise führt den Leichenzug immer wieder mit einem LKW zusammen, der von einem jungen Verehrer Georginas gesteuert wird.

Das lebendige Road Movie (mitfinanziert von Wenders gleichnamiger Firma) geht mitten durchs Herz Kubas. Geburt und Tod ereignen sich. Landschaften und Leben passieren Revue, fast dokumentarisch am Rande der Straße, schön gespielt im Innern der Autos. Eine Komödie und eine Liebesgeschichte. Eine leichte, lächelnde Kritik an den Zuständen des brutal boykottierten Landes. Die Verhältnisse spiegeln sich sogar in der nicht perfekten Machart des Filmes wieder. Doch die kaum merkbaren Pannen und Nachlässigkeiten werden gerne übersehen. Sehr viele Symbole ließen sich in der Geschichte finden: In Guantánamo liegt die amerikanische Militärbasis. Was soll die Wiedervereinigung bedeuten? Was die junge Liebe zweier Querköpfe?


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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