Girls Town
USA 1996 (Girls Town) Regie Jim McKay, mit Lili Taylor, Bruklin Harris, Anna Grace, Aunjanue Ellis u.a., 93 Min.
Die Zeit vor dem Schulwechsel ist für amerikanische Jugendliche eine magische. Eine neue, ganz andere Lebensphase bricht an, Trennungen stehen bevor. Einige können die Freiheit des Colleges kaum erwarten, andere wollen es nicht "schaffen" und bleiben im Heimatort. In "Girls Town" gibt es allerdings weniger zu verlieren als bei den Boys in "American Graffiti". Diese Mädchen haben es schwerer, nicht nur "weil ich ein Mä-ä-ädchen bin", auch ihre soziale Lage ist weniger verträumt als beim Klassiker von George Lucas.
Angela, Emma, Nikki und Patti sind junge, witzige, wilde Mädchen. Sie treffen sich jeden Morgen vor dem Lebensmittelladen an der Ecke, tauschen die Erlebnisse der letzten Stunden aus, überlegen, ob sie heute zur Schule gehen sollen oder doch lieber in den Park. Aber schon die erste Szene warnte, daß Leben in "Girls Town" kein Zuckerschlecken ist: Nikkis Gang durch heruntergekommene Straßen wurde im Off von ihrer Vergewaltigung begleitet. Nikkis Selbstmord schockt die Freundinnen - besonders da sie erst aus dem Tagebuch von der Vergewaltigung erfahren. Im gereizten Gespräch erzählen auch Angela, Emma und Patti von ihren miesen Erfahrungen mit Männern.
Patti wird vom Vater ihrer Tochter regelmäßig geschlagen. Aber der Club der jungen Teufelinnen schlägt jetzt zurück und kommt mit seinen Racheaktionen heftig in den Bereich des Kriminellen. Das Auto eines Vergewaltigers taugt nach intensiver Behandlung nicht mehr zum Aufreißen. Wenn wir schon die geklaute Anlage vom Maker zurückholen, nehmen wir doch gleich noch Videorecorder und Fernseher mit! Auch der Pratikanten-Grapscher bei der Zeitung bekommt, was er verdient, genau zwischen die Beine. "Die durchgeknallten Drei" heißen sie fortan in der Schule, weil sie sich laut gegen Männergewalt wehren.
Es sind keine sensationellen Ereignisse aus der feministischen Vorgeschichte. Die Mädels spielen nicht besonders gut. Ihr authentischer Slang wird sicher von der Synchronisation geplättet. Die Szenen wurden ganz einfach auf der Straße und im Kellerzimmer gedreht. Der hitgeladene Soundtrack ist noch das Professionellste am Film. Dabei ist es das Reizvolle an "Girls Town", so fucking nahe am Leben zu sein. "Das ist kein Film hier," sagen die Girls, und tatsächlich liegt eine ganze beschissene Jugend zwischen "Beverly Hills 90210" und "Girls Town".
Jim McKay, der Regisseur von Videoclips, drehte sein Spielfilmdebüt in nur 12 Tagen, nachdem er das Buch zusammen mit den jungen Darstellerinnen geschrieben hatte. Dafür gab es beim Sundance Festival für den unabhängigen amerikanischen Film den Spezialpreis der Jury.
Günter H. Jekubzik
Four tough girls (out of five)
Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik
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