Gespräch mit dem Biest

BRD 1996 (Conversation with the Beast) Regie Armin Mueller-Stahl,mit Armin Mueller-Stahl, Bob Balaban, Katharina Böhm u.a., 96Min.

Darf man über Hitler lachen? Haha - guter Scherz ... Abernein: Armin Mueller-Stahl meinte es Ernst. Der Schauspieler, der sogerne in zwiespältigen Rollen auch um Nazithemen gesehen wurde,inszenierte sich selbst als 103jähriger Hitler bei dessenletztem Interview. Der amerikanische Historiker Webster entdeckte dendeutschen Staatsmann in einem Berliner Bunker, Kantstraße 204 -"Ich liebe Bunker". In die dunkle Halle drängen gedämpftGeräusche von außen, manchmal kläfft einSchäferhund-Bastard mit lächerlich kurzen Beinen.Ungeschickt emsig und ausgerüstet wie der Reporter einerSchülerzeitung stellt Webster relativ belanglose Fragen undmuß sich von einem kindischen Greis aufziehen lassen. NurHortense, die resolute, ebenfalls rätselhaft junge zweite Gattindes Führers vermag ihn ruhigzustellen, wenn er mal wieder ineiner Waschschüssel Bücherverbrennung spielt: "Adolf, dubist unmöglich". Überhaupt zündelt Adolf Hitler gerne- aber war dies das Problem, das die Welt mit ihm hatte?

Ein historisches Rätsel ist allerdings nun gelöst. Nurmit Hilfe von sechs Doppelgängern - für jeden Wochentageinen (gespielt von Harald Juhnke, Otto Sander und Dieter Laser!) -konnte Hitler an mehreren Fronten präsent sein und denAnschlägen entgehen. Womit sich die Frage stellt, ob der alteHerr Hitler nicht vielleicht doch das Double Andreas Kronstaedt ist.Die Entnazifizierungs-Offiziere der Siegermächte hattenjedenfalls ihre Probleme mit ihm: Nannte er sich Hitler, hielten sieihn für Kronstaedt und umgekehrt. Trotz des Bettelns von Websterzeigt Hitler nicht "that magic thing, that changed the world".Dafür hätte der senile Diktator gerne ein breiteresPublikum, etwa den Sender CNN. Aber Ted Turner antwortet nicht aufHitlers Briefe.

So versucht der herrische Greis sich seit 1945 wöchentlichumzubringen, aber es geht nicht. Er liebt es immer noch, "wenn dieLeute Angst haben". Eine peinliche Hochzeitsfeier mit denDoppelgängern (wie alle Rückblenden ganz originell inSchwarzweiß gehalten) ruft ein Schreckgespenst hervor:Demnächst werden alle Parodisten neben ihren Strauß undihren Kohl auch einen Hitler ins Standardprogramm aufnehmen.

Armin Mueller-Stahls markiges Englisch paßt gut zurüberspannten Rolle. Ebenso vermessen scheint das ganze Projektzu sein, letztendlich geht es aber nur um eine belanglose Farce, diemanchmal komisch ist. Zumindest wird klar, daß es total egalist, ob Hitler noch nach 1945 lebte. Der millionenfache"Totmacher" - auch hier langeGespräche - bleibt oberflächlich, eine Witz-, keinehistorische Figur.

Günter H. Jekubzik


Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik

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