Geh', wohin dein Herz dich trägt

I/Fr/BRD 1995 (Va' dove ti porta il cuore) Regie Cristina Comencini, 106 Min.

Der Wind weht die Kamera durch eine altmodische, angestaubte Wohnung. Eine junge Frau bewegt sich ziellos in erinnerungsschwangeren Räumen, sie findet das Tagebuch ihrer Großmutter und in langen Rückblenden erschließt sich eine tragische Familien- und Frauengeschichte.

Olga, ein freies, aufgewecktes Mädchen erkennt, daß sie eine für die Zwanziger Jahre typische Verheiratung zur passiven Ehegattin erwartet. Mitten in einer schrecklichen Lethargie verliebt sie sich in einen verheirateten Vierziger und wird schwanger. Die heimlichen Rendezvous enden bald brutal mit dem Unfalltod des Geliebten. Olga, mittlerweile verheiratet, lehnt ihre Tochter Ilaria kaum verhüllt ab. Erst der Enkelin Marta kann sie Liebe zeigen - was Ilaria umso mehr verletzt. Eine weitere Katastrophe wird Olga treffen, bevor sie ihr Geheimnis preisgibt.

Nach dem gleichnamigen Roman von Susanne Tamaro entstand ein ruhiger Film, der nur seine sentimentale, tragisch aufgeladene Familiengeschichte erzählt. Sie mag interessieren, wurde in Italien schon von vielen Menschen gesehen. Doch neben der sorgfältigen historischen Inszenierung kommt Filmkunst nur auf, wenn sich im alten Haus die Zeiträume überschneiden, wenn Enkelin Marta die Anwesenheit ihre Großmutter Olga spürt. Ansonsten ein uninteressant gut gefilmter, gemächlich fließender Gefühlsstoff.

Noch eine Familiengeschichte: Cristina ist die Tochter von Luigi Comencini, ein entschieden besserer Regisseur. "Geh', wohin dein Herz dich trägt" ist ihr vierter Film, dazu veröffentlichte sie noch zwei Novellen.


Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik

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