Gegen den Strom

BRD 1997, Buch + Regie Thorsten Näter, 90 Min.

Der junge, erfolgreiche Kriminalrat Stefan Bregert (Ben Becker),mit viel Einsatzwillen und Lebenskultur ausgestattet, kehrt in seinHeimatdorf Steevenburg zurück. Dort tobt mittlerweile einSchlachtfeld zwischen korrupten Polizisten und wütendenBürgerrechts-Demonstranten. Als einfacher Polizist getarnt, soller den schmutzigen Sumpf austrocknen.

Bregert trifft nicht nur eine Menge alter Bekannter, auch dieErinnerung an den Vater und dessen rätselhaften Tod tritt ihmentgegen. (Wieder geht es umehrenhaftes Handeln über die Generationen von Sheriffshinweg.)

Der Mann von den "InternalAffairs" (Trau' ihm, er ist ein Cop) beginnt als aufmerksamer,stiller Beobachter beim Polizeifest und wühlt sich in einGeflecht aus Geheimnissen und Mitwisserschaften. Die Mechanismen derBeteiligung werden deutlich: Alle fühlen sich irgendwie schuldigim Dorf, alle haben Dreck am Stecken. Der lokale Polizeichef zeigtden nagenden Haß mit Blick und Schlag in sein Spiegelbild. ImSpiegel finden sich auch die Selbstzweifel der Kollegen. Nach demÜbergriff gegen einen Journalisten, verschwand das Beweisvideo.Eine tote Russin, ein lebendiger Drogenhandel - Steevenburg ist mitseiner schlagfreudige Polizeitruppe und Scheinhinrichtungen eineMischung aus Sodom und Gomora.

Der "One good Cop" Stefan Bregert ist eine tolle Rolle fürBen Becker: Denn die Fronten waren nicht eindeutig, auch der Heldmußte sich Kritik gefallen lassen. Es gibt Tempo von Anfang an,die pralle Handlung bleibt bis zu dem vielleichtüberflüssigen Geballer am Ende durchgehend spannend undinteressant.

Der große Pluspunkt von "Gegen den Strom" ist, daß manEngagement spürt: Hier geht es um etwas: Hamburg stellt einproblematisches Pflaster für die Polizei dar, die dort nachAusschreitungen gegen Ausländer einen ganz üblen Ruf hat.Das Buch und der Film gehen hart an das Thema ran, zeigenerschütternde Dinge und versuchen dann noch Mechanismen zuergründen. Die durch Bregert forcierte Entwicklung gibt fastallen die Chance zu Entscheidung. Erneut ein erstklassiger Film vonThorsten Näter ("Zeit der Stille", "Sturzflug").


Eine Kritik von Günter H.Jekubzik

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