"Toter Mann" und lebendige Jugend

32. Belgisch-Niederländisch-Deutsche Filmtage in Hückelhoven

Von Günter H. Jekubzik

Hückelhoven. Mit einem besonders guten Programm und teilweise brennenden Themen wartet das bundesweit einzigartige Filmereignis der Belgisch-Niederländisch-Deutschen Filmtage  (14.-16.11.) in diesem Jahr auf.

Wenn sich am Wochenende in Hückelhoven mehrere Hundert Jugendliche aus den drei Nachbarländern zu den "32. Belgisch-Niederländisch-Deutschen Filmtagen" in Hückelhoven treffen, ist das keineswegs "Business as usual". Die Erfolgsstory dieses bundesweit einzigartigen Filmereignisses sollte in Zeiten von Kultur-Kürzung nicht als selbstverständlich angesehen werden, meint Gisela Münzenberg-Wiers, Leiterin der Filmtage.

Ihr Ziel ist, "einen aktuellen Überblick über die Spielfilm- und Kurzfilmproduktion der drei beteiligten Länder zu bekommen, mit einem Gewinn an Verständnis für andere Kulturformen, andere künstlerische Ausdrucksformen." Scheinbar spielerisch verbinden die Veranstalter und die Begleiter der Schüler den Spaß des Kinos mit dem Austausch über die (Sprach-) Grenzen hinweg. Dabei sind die Gruppendiskussionen nur der formale Teil, zwischen den Programmen passiert vielleicht das Wichtigere.

Aus jedem Land werden mindesten zwei Spielfilme und eine Reihe von Kurzfilmen gezeigt. Deutschland ist mit dem intensiven Psychothriller "Toter Mann" von Christian Petzold vertreten, wobei es sich bei diesem Film verbietet, mehr als ein Lob der raffinierten Story und der exzellenten Schauspieler vorweg zu nehmen. "Fickende Fische" erzählt von der schwierigen Liebe des 16-jährigen, HIV-infizierten Jan und in der lakonischen Komödie "Westend" lassen sich zwei Kölner Langzeitarbeitslose von ihrem kleinkriminellen Kumpel als Kioskbetreiber anheuern.

Die Niederlande zeigen die ungewöhnliche Verfilmung des Mulisch-Bestsellers "Die Entdeckung des Himmels" durch Ex-Bond-Bösewicht Jeroen Krabbe und die leichtfüßige Komödie "Zus en zo", in der drei Schwester in der Tradition von Tschechow und Woody Allen auf ein Erbe hoffen. Die Regisseurin Paula van der Oest verzichtete dabei gegen den niederländischen Trend auf die so beliebten Soap-Stars.

Im belgischen "Kassablanka" von Ivan Boeckmans und Guy Lee Thys verliebt sich der neunzehnjährige Sohn eines rechtsradikalen Flämisch-Nationalen in sein hübsches Nachbarmädchen Leilah, eine Muslimin, die Kopftuch trägt. Hintergrund sind die Kommunalwahlen des Jahres 2000 in Antwerpen, bei der die Rechtsradikalen 33 Prozent der Stimmen erhielten.

Als Gäste werden in Hückelhoven der niederländische Kurzfilm-Regisseur Ties Poeth ("Music for an owl") sowie die deutschen Filmemacher und Schauspieler Markus Mischkowski und Kai Maria Steinkühler ("Westend") erwartet.

Der Eintritt zur Aula des Gymnasiums ist wie immer frei, Gäste sind herzlich willkommen. Das komplette Programm findet sich im Internet unter http://hometown.aol.de/gisimuewi/FilmtageHueckelhoven.html


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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