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Cologne Conference 1999

Köln. Mit einem medialen Doppelgipfel wurde am Wochenende die Cologne Conference als filmischer Seitenzweig des Medienforums NRW eröffnet. Lutz Hachmeister, Leiter der Cologne Conference, und Dieter Koslick, Chef der Filmstiftung NRW, präsentierten sichtbar stolz im Cinedom Mika Kaurismäkis Komödie "L.A. without a map". Der schottische Bestattungsunternehmer Richard folgt darin schwerverliebt einer amerikanischen Möchtegern-Schauspielerin nach Los Angeles. Seine einfache Wesensart wird immer wieder mit der verkommenen Karrieregeilheit der allgegenwärtigen Filmszene konfrontiert. Superstar Johnny Depp schaut sich die Sache aus seinem "Dead Man"-Poster an und gibt dem naiv verliebten Richard regelmäßig Tips. Trotz einiger origineller Figuren (z.B. von Julie Delpy) und Szenen unterhält der finnische Regisseur Mika Kaurismäki (immer noch) nicht annähernd so gut wie sein Bruder Aki ("Juha"). "L.A. without a map" hat aber doch einen deutschen Verleih gefunden und wird demnächst in die Kinos kommen.

Unter dem Motto "Bestes Fernsehen, neues Kino" gab es nach dem Kinofilm Kaurismäkis - und parallel zur Premierenfeier in Anwesenheit des Regisseurs - im benachbarten Kino Metropolis auch eine Fernsehproduktion zu sehen: "Models" des österreichischen Dokumentaristen Ulrich Seidl spielt mit der Spannung zwischen Dokument und Fiktion. Drei Wiener Mädchen stellen sich der Kamera. Sie wollen als Fotomodell Karriere machen, wozu scheinbar lange Nächte mit enormem Drogenkonsum, kosmetische Operationen und ein gehöriges Maß an Dämlichkeit gehört. Das alles erzählen sie selbst ins Objektiv und man fragt sich: Kann das wahr sein? Seidl selbst geheimnist um die Entstehung des Film herum, verrät nur, daß die "Darstellerinnen" tatsächlich Models sind und ein paar der unfaßbaren Geschichten von ihnen stammen, es aber auch ein Drehbuch gab.

Höhepunkt am Samstag war "The War Zone" von Tim Roth: Der sympathische und bescheidene Schauspielstar aus den USA inszenierte in seiner ersten Regie eine erschütternde Mißbrauchsgeschichte mit wunderbaren Bildern und exzellent geführten Darstellern, die teilweise erstmals vor der Kamera standen. Einige der bekanntesten Filme mit Tim Roth, deren oberflächliche Hollywood-Machart er zum Teil lautstark verachtet, zeigt die Cologne Conference noch bis Mitwoch. Bis Freitag, den 18. Juni, sind in den Rheinterrassen sowie in den Kinos Kölner Filmhaus, Cinedom und Metropolis täglich weitere Film- und TV-Highlights zu sehen. Tickets gibt es an den Veranstaltungsorten, Infos telefonisch unter 0221 4541999 und im Internet unter www.cologne-conference.de.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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