Berlinale 2003

Festivalberichte von Günter H. Jekubzik und Oliver Schiffers


Die 53. internationalenFilmfestspiele in Berlin
6. - 16. Februar 2003

The Hours

Nicole Kidman spielt Virginia Woolf


Berlin. Der muntere Starreigen im Wettbewerb der 53. Berlinale geht
weiter. Noch eine Adaption, noch ein raffiniertes Spiel mit Autoren und
Lesern, mit Meryl Streep und Nicole Kidman. Das Meisterwerk "The Hours"
zeigt Virgina Woolf und zwei weitere Frauen in verschiedenen Epochen
unter der Last des Lebens.

Virgina Woolf wollte in ihrem Roman "Mrs. Dalloway" das ganze Leben
einer Frau an einem Tag zusammenfassen. Regisseur Stephen Daldry
("Billy Elliot") bringt in weniger als zwei Stunden die Leben von drei
Frauen auf den (Tief-) Punkt. Der furiose Strudel der Emotionen auf
drei Zeitebenen konzentriert sich dabei vor allem auf die schweren
Zeiten.

Während Virginia Woolf (Nicole Kidman) unter Kontrolle ihres Mannes
Leonard und der Ärzte nur mit Mühe an ihrem Roman "Mrs. Dalloway"
arbeitet, kämpft die blasse, unsichere Leserin Laura (Julianne Moore)
1951 mit einem Geburtstagskuchen für den ungeliebten Mann und Clarissa
Vaughan (Meryl Streep), eine moderne Mrs. Dalloway, bereitet 2001 eine
Party für ihren aidskranken, gerade mit einem Literaturpreis
ausgezeichneten Ex-Mann vor.

Nicole Kidman, die hinter einer aufgeklebten Nase (Karneval ist nah!)
nicht zu erkennen ist, hat sich noch in der Schule bei "Mrs. Dalloway"
gelangweilt. Beim Dreh wurde sie so vom schweren Trübsal ihrer Figur
ergriffen, dass diese Gefühle sie auch abseits des Sets verfolgten.

Die Geigen der Komposition von Philipp Glass treiben immer wieder einen
Wirbel an, der drei Leben miteinander verquickt. "The Hours" sind die
Stunden, die ein Leben ergeben, allerdings kein besonders fröhliches.
Die lachende Schar, die Virginias Schwester bei einem Besuch umgibt,
wird mit "trivial" und "öd" beschrieben. Vielleicht zeigen sich schon
die Probleme eines Wettbewerbs, den Direktor Dieter Kosslick als nicht
sehr komisch einschätzte, aber man will den furchtbar leidenden Damen
öfters zurufen: "Besorgt euch ein Hobby, hört auf zu jammern."

Abgesehen davon bietet "The Hours" exzellentes Kino, wunderbar zusammen
gebrachte Geschichten, Schauspielkunst auf höchstem Niveau. Ein
trauriges Vergnügen, halt.