Berlinale 2002

Festivalberichte von Günter H. Jekubzik und Oliver Schiffers


Die 52. internationalen Filmfestspiele in Berlin
8. - 17. Februar 2002

Die Deneuve und andere Frauen


Berlin. Catherine Deneuve ist in den letzten Jahren treuer Gast der Berlinale gewesen, wurde mit einer Homage geehrt. Samstag Abend badete sie erneutim rauschenden Beifall des Berlinale-Palastes. Doch sie sah nicht richtigglücklich aus. Vielleicht waren im Ensemble von "8 Femmes" (Acht Frauen)zuviel ebenbürtige Kolleginnen im makabren Spiel.

Francois Ozon inszenierte ein beeindruckendes Staraufgebot ohne ein einziges Männergesicht. Der, um die sich alle drehen, liegt auf dem Bauch und hat ein Messer im Rücken. Eingeschneit im trauten Kreise bleibt denschockierten Damen, Mädchen und Angestellten nur die Frage "Wer wares?" im Verlaufe eines bitteren und komödiantischen Schlagabtauschesmit allen Waffen der französischen Frau. In Frankreich ist "8 Femmes"zur Zeit der große Kassenschlager. In Berlin gab es Szenenapplaus nachjedem Lied der acht Frauen. Doch der meisterliche Stil des jungen RegisseursOzon ("Sitcom", "Tropfen auf heiße Steine", "Unterm Sand") täuschtdrüber hinweg: Es ist ein kaltes, bitteres Kunst-Stück ohne hoffnungsfroheGefühle.

Auch in Robert Altmans "Gosford Park" liegt eine männliche Leichein geschlossener Gesellschaft herum. Der Gutsherr ist sogar erst vergiftet,dann erstochen worden. Weit vom Krimi entfernt - Stephen Fry als Kommissarist die einzige Witzfigur des Films - fesselt der Jagdausflug britischerAdeliger in den 30gern mit entlarvender Analyse der Verhältnisse zwischenHerr- und Dienerschaft. Während oben gebettelt, betrogen und intrgiertwird, spielen sich unten die wahren Dramen ab, unter den Angestellten, diemit den Namen ihrer Herren benannt werden und in die zwei Fraktionen derzerstrittenen Schwestern aufgeteilt sind. Das wahre Verbrechen ist dann weitausgrausamer als der Mord. Altman gelang erneut das Jonglieren mit einem exzellentenund vielzähligen Ensemble.