Fußball ist unser Leben

BRD I999 (Fußball ist unser Leben) Regie Tomy Wigand, 97 Min.

Erster Fehler: Das Spiel dauert 90 Minuten, aber dieser Film unhandliche 97! Fußball ist nicht unbedingt mein Leben, aber ein guter Film kann mich sogar mit Fußnägelweitwurf packen. Dieser schlaffe Streifen landet weit im Abseits gelungener Unterhaltung. Wir sind auf Schalke - das gröhlt der Film ins Auge wie es die Fans unausweichlich auch in den desinteressiertesten Gehörkanal entleeren. Das Hirn von Hans (Uwe Ochsenknecht) ist auch auf Schalke gepolt, so verwettet er sein Reihenhäuschen auf ein Tor des lateinamerikanischen Stümerstars Pablo Antonio Di Ospeo (kurz und zeilengeld-schädlich: Dio) im letzten Spiel. Dass Uwes Häuschen schon längst der Bank und dann auch irgendwie seiner Frau gehört, darum kümmert sich der Film nicht. Egal, hauptsache: SCHAAAAAALKE!!!

So verliert der arbeitslose Fan in einem gekonnten Versager-Dribbling quer durch die ganze Handlung seine Frau, den Sohn Ernst, sogar die Kumpels, denen in solchen Gegenden gar nichts anderes übrig bleibt, als Fans und Kumpels zu sein. Zwischendurch legt er sich noch ein Ei selbst ins Netz, indem er den koksenden, arroganten und wie ein Kuhfladen motivierten Pablo Antonio Di Ospeo (wie gesagt, kurz: Dio) in seinem Keller einsperrt. Zum Aufbautraining! Denn Hans hat ja den Yves (Eigenrauch) geformt.

So lacht man über Oma Käthes (Tana Schanzara) Dortmund-gelbe Küche, fragt sich, wann die Hooligans den ersten Gegner bewußtlos schlagen oder rassistische Sprüche loslassen. Doch Authentisches zum Fußball gibt es nur in der "Nordkurve" von Adolf Winkelmann. "Fußball ist unser Leben" scheitert beim Versuch, authentische Szene herbei zu quatschen und zu gröhlen. Denn immer wenn ihnen das rechte Wort fehlt, singen die Schalker Knappen. Und die tun alle dat sagen an dat das. Auch wenn das wieder eine andere Sportart ist: Zentral stehen vier Schießbudenfiguren zum drüber lachen, wobei das Dramatische dann auch nicht ernst zu nehmen ist. Während beispielsweise Tom Tykwer in "Lola rennt" aus Fußball Kultur zauberte, macht der in nur TV-Liga spielende Tomy Wigand aus Fußball Fußball. Doch wenn allein die Fankurven der Ruhrpott-Clubs ins Kino kommen, geht die Nullgleichung schon auf.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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